Farbenfroh & lustig
Es waren ihre Figuren, die uns auf Maria Josés Arbeit aufmerksam machten. Bei einem Blick auf ihre Webauftritte stießen wir auf modernes Kunsthandwerk mit einem Klecks Humor und viel Farbe. Gelungene Erinnerungsstücke an die Algarve
Manch Schlechtes bringt Gutes mit sich! Krisen bieten Chancen! Klischees oder Volksweisheiten? Fakt ist jedenfalls, dass wir bereits mehrere Personen vorstellten, die wegen – oder Dank – der vermaledeiten Covid-Pandemie ihr Leben zum Besseren veränderten. Dies war auch bei Maria José Matos Silva der Fall. Während der Lockdowns vertrieb sie sich die Zeit in den eigenen vier Wänden mit modellieren von Tonfiguren. Sie stellten Fado-Sängerinnen und alentejanos dar. Letztere als Hommage an ihre Wurzeln, die in Sabóia bei Odemira im Alentejo liegen. Neu hinzu kamen dann die Touristen: Einige in Flip-Flops, mit Sonnenbrille und Fotoapparat, andere in Bikini oder Badehose, die sich sonnen oder ein Buch lesen.
Der Brennofen stand nicht durch Zufall in ihrem Haus. Und auch wenn Maria José schon als Kind ein angeborenes Talent für Handarbeiten besaß, lernte sie das Modellieren von Figuren nicht von einen Tag auf den anderen.
Ihren Faible für die Tonkunst entdeckte sie mit Anfang zwanzig. Damals lernte sie das Handwerk bei einem Keramiker in Lagos, der ihr auch die Technik beibrachte, die sie bis heute für ihre Figuren anwendet. Vier Jahre arbeitete Maria bei ihm und fertigte ausschließlich Figuren an. Dann verstarb er und das Unternehmen wurde aufgelöst. Maria gab das Handwerk auf und war jahrelang als sonderpädagogische Hilfskraft tätig. Vor etwa zehn Jahren beschloss sie, sich und der Keramik eine zweite Chance zu geben. Neben ihren originellen Figuren fertigte Maria damals vor allem Keramikschmuck an. Aus gesundheitlichen Gründen musste sie diese Tätigkeit jedoch einige Jahre später wieder aufgeben.
Die Pandemie und ein Kunsthandwerksmarkt führten zu einem dritten Anlauf. „Mein Mann und meine Töchter haben mich immer unterstützt und animiert, das Handwerk wieder aufzunehmen“, erzählt Maria. „Auch Freunde zeigten sich stets von meinen Arbeiten begeistert. Als ich von dem Kunsthandwerksmarkt hörte, dachte ich mir, dass er eine gute Gelegenheit böte, um zu testen, ob meine Stücke auch bei Außenstehenden gut ankommen oder ob Familie und Freunde meine Stücke nur aus Freundlichkeit loben“, berichtet sie gut gelaunt weiter. Ausreichend Material zum Ausstellen war vorhanden. „Die Figuren stapelten sich wortwörtlich bei uns zu Hause“, so Maria.
Das Feedback der Marktbesucher war so positiv, dass sie kurz darauf ein Geschäft in der Fußgängerzone in Portimão eröffnete, das ihr gleichzeitig als Atelier dient. Dass Maria sich dort wohl fühlt und glücklich ist, sieht man an ihren Keramikstücken. Die Farbpalette ist bunt und ihre Figuren lassen den Betrachter schmunzeln.
Zu den alentejanos, fadistas und Touristen gesellen sich mittlerweile auch Golfspieler. Erstere haben den traditionellen Mantel capote alentejano um, den Gehstock zwischen den Händen und die Mütze tief im Gesicht, denn sie halten, egal ob stehend, sitzend oder liegend, ein Schläfchen – wie es sich im Alentejo eben gehört. Die grazilen Fado-Sängerinnen verbeugen sich dankend vor dem Publikum und die Golfer schlagen ab. Zudem modelliert Maria als Hommage an die ehemalige Fischkonservenindustrie und an das alljährliche Sardinenfest von Portimão bunte Konservendosen und Sardinen, die auch als Magnete erhältlich sind.
Neben den dekorativen Objekten fertigt Maria auch viele nützliche an. Darunter Tassen, Teekannen, Schalen, Seifenschalen, Schüsseln und Teller in diversen Stilen und Größen; farbenfrohe Untersetzer, die Zitronen-, Orangen- und Wassermelonenscheiben darstellen; niedliche Käseplatten, die wie ein Stück Käse modelliert sind, aus deren Löchern eine winzige Maus schaut, oder dekorative Flaschenkorken. Hinzu kommen Miniatur-Teeservice für kleine Prinzessinnen.
Es ist eine zeitaufwendige und minuziöse Arbeit. Neben dem Modellieren aus einem Tonbatzen wendet Maria auch die Plattentechnik an. Mithilfe eines Nudelholzes werden Tonplatten dünn gewalzt, danach stanzt sie die gewünschten Formen aus oder modelliert sie. Der nächste Schritt ist der Abdruck der Motive. Dafür verwendet sie eine Vielzahl von Objekten, u. a. kleine Häkeldeckchen oder Salatblätter. Nach dem Schrühbrand verleiht Maria mit hochwertigen Flüssigglasuren einer deutschen Marke den Keramikstücken Farbe, die für Gebrauchsgeschirr geeignet sind, bevor sie anschließend erneut gebrannt werden.
„À terceira é de vez“, heißt es im portugiesischen Volksmund, was so viel bedeutet wie „Beim dritten Mal klappt’s.“ Das wünschen wir Maria.
Text: Anabela Gaspar; Fotos: Anabela Gaspar; ZM CerÂmica /Carolina Rasquinho in ESA 06/2022
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