Akrobatisches Ganzkörper-Workout
Längst gehört Pole Dance nicht mehr nur in Striplokale. Der Tanz an der Stange hat es aus den Rotlichtvierteln in viele Fitnesscenter geschafft und sich zur aktiven Sportart entwickelt. Wir wagten uns an die Stange und berichten, warum man es ausprobieren sollte
Pole Dance ist weltweit voll im Trend. Es bietet ein Ganzkörper-Workout und ist eine ideale Sportart, wenn man Kraft aufbauen möchte, beweglicher werden will oder einfach Lust auf akrobatisches Tanzen hat. In der Algarve kann der Stangentanz noch dazu in atemberaubender Umgebung ausgeübt werden, nämlich bei Pole with a View. Lauren Crank und Daniel Santos bieten das besondere Erlebnis seit fast zwei Jahren an. Lauren hat Pole Dance schon lange für sich entdeckt. Anfang 2020 machte sie eine Ausbildung zur Trainerin. Der nächste Schritt wäre die Eröffnung eines Studios gewesen, doch Lauren und Daniel beschlossen Unterricht unter freiem Himmel anzubieten. „Die Algarve hat ein hervorragendes Klima und solch wunderschöne Landschaften. Wieso nicht dieses besondere Workout in besonderen Lagen mit Blick auf das Meer und die Küste bieten?“, so Lauren. Ein Jahr später eröffneten sie dennoch ein Studio in Lagoa, denn nach den ersten Erfahrungen, verfielen viele Kunden dem Pole Dance und interessierten sich für die Möglichkeit regelmäßig Unterricht zu nehmen.
Ich meldete mich für die Pole with a View Experience am traumhaftschönen Arrifes-Strand nahe Albufeira an. Eine bunt gemischte Gruppe erwartete mich: Kieran aus dem Vereinigten Königreich trainiert seit zwei Jahren an der Stange, Julie aus Belgien seit eineinhalb Jahren und Marta aus Italien seit knapp sechs Monaten. Nathalie und Adeline aus Frankreich hatten sich einmal bei einer Party an die Stange gewagt und für mich war es das erste Mal.
Ein besonderes Equipment – mit Ausnahme der Stangen, die Lauren und Daniel aufbauen – ist nicht nötig. Lauren empfiehlt immer eine kurze Hose zu tragen, denn die nackten Beine sorgen für mehr Halt an der Stange. Außerdem sollte man sich vor dem Training nicht eincremen, damit man nicht rutscht. Ansonsten gibt es relativ wenig zu beachten, trainiert wird meist barfuß. Je höher der Level, das heißt, je mehr Erfahrung man hat, desto mehr Körperkontakt hat man mit der Stange, deshalb sollte dann auch der Bauch frei sein. Das Wichtigste sei, Spaß mitzubringen und neugierig zu sein, so Lauren. Nach einigen Aufwärmübungen sind die Erfahrenen unter uns sichtlich heiß darauf, sich an die Stange zu begeben, während die Pariser Damen und ich, etwas zurückhaltender sind. Lauren schlägt den Erfahrenen einige Übungen vor und bringt uns anderen dann die ersten Schritte bei. Wenig später vollenden wir schon begeistert unsere ersten Spins, während an den anderen Stangen sogenannte Figuren (Übungen) mit so klangvollen Namen wie Martini oder Genie vollzogen werden.
Pole Dance besteht längst nicht mehr aus „sexy und geschmeidig um die Stange herumlaufen und aufreizend tanzen“, sondern vielmehr aus Hebe- und Schwungbewegungen, die Kraft voraussetzen. „Es ist eine gute Möglichkeit, um tänzerisch und kreativ Kraft aufzubauen und für jeden geeignet, der eine Abwechslung zum klassischen Krafttraining im Fitnessstudio sucht“, sagt die Trainerin. Voraussetzung für die Teilnahme an einem Pole Dance-Training ist jedoch ein gesunder Körper, das heißt keine chronischen Schmerzen und keine Verletzungen.
Die meisten Figuren und Flows, die eine Mischung aus verschiedenen tänzerischen Elementen darstellen, beanspruchen vor allem die Muskeln im Oberkörper – also Arm-, Schulter-, Brust- und die obere Rückenmuskulatur sowie die Bauchmuskeln. Für viele der Übungen hakt man sich mit dem Knie oder Innenschenkeln an die Stange. Kein Wunder, dass sich aus dem Pole Dance der Pole Sport entwickelt hat. Der Unterschied liegt darin, dass der klassische Pole Dance vor allem Wert auf tänzerische Elemente legt, während beim Pole Sport der Fokus auf Kraft, Ausdauer und Flexibilität liegt. Beim Pole Sport gibt es sogenannte Kraft- und Flexifiguren. Zu Ersteren gehört zum Beispiel die Human Flag, die viel Kraft in Schulter- und Bauchmuskulatur erfordert. Für die Flexifiguren, wie ein Spagat, muss die Flexibilität des Körpers trainiert werden.
Lauren, die früher getanzt hat, hat eine Vorliebe für die klassische Variante. Wenn sie sich an der Stange bewegt, sehen all ihre Flows mühelos und grazil aus. Es ist, als ob ihr Körper schweben würde. Selbst wenn sie nur mit einem Schienbein an der Stange lehnt und sich mit einer Hand festhält, ist es, als ob es sie keine Kraft kosten würde. „Pole Dance ist die schönste Art, den Boden unter den Füßen zu verlieren“, schwärmt sie. Bis es mir gelingt, so elegant an der Stange zu tanzen, wird es wohl noch etwas dauern. Immerhin gelingen mir einige Figuren sowie ein Klimmzug und ich bin hochbegeistert.
Zum Abschluss lockern und entspannen wir die beanspruchte Muskulatur und werden von Daniel und Lauren mit erfrischenden Drinks und einem leichten Snack belohnt. Fazit: Ein wirklich einzigartiges Erlebnis mit der perfekten Kulisse.
Text und Fotos: Anabela Gaspar in ESA 09/2022
Pole with a View
Lauren Crank & Daniel Santos
Mob. 924 474 785
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Lauren und Daniel kommen auch zu Interessierten nach Hause.