Am gestrigen Sonntag versammelten sich Hunderte Menschen in 14 Orten in Portugal zu Protesten. Nachdem der Albtraum der Waldbrände der letzten Woche überwunden war, erhoben die Bürger ihre Stimme zu den anhaltenden Problemen der Landaufgabe und der Eukalyptus-Monokulturen. Diese Themen, deren Lösung die Regierungen zwar versprochen, jedoch bisher nicht umgesetzt haben, stehen im Mittelpunkt der Kritik (s. unten Forstreform 2030). Auch die Papier- und fossile Industrie würden für die sieben Todesopfer, die zerstörten Häuser und das verbrannte Land sowie für die Förderung des Klimawandels und das Versagen bei der Unterstützung der Bevölkerung Verantwortung tragen, so die Klimaaktivisten von Climáximo, die zum Protest aufriefen. Unter dem Motto „Das Land brennt, wir müssen aufwachen“ fanden Proteste in Lissabon, Porto, Coimbra, Braga, Castanheira de Pêra, Pedrógão Grande, Odemira, Vila Nova de Poiares, Sertã, Torres Novas, Gouveia, Arganil und Melres (Gondomar) statt.
Die Klimaaktivisten hatten zu Beginn der letzten Woche den Hauptsitz des Zellstoffriesen The Navigator Company mit roter Farbe beschmiert und Plakate hochgehalten, auf denen „Brandstiftung durch Regierung und Unternehmen“ zu lesen war. Climáximo möchte die Dringlichkeit einer nachhaltigen Forstwirtschaft betonen, die sich von den derzeitigen Eukalyptus-Monokulturen entfernt. Sie fordert die Entwicklung eines widerstandsfähigen
Waldes, der den kommenden Herausforderungen des Klimawandels gewachsen ist und dazu´beiträgt, die Wüstenbildung zu stoppen. Climáximo beklagt, dass die Situation heute schlimmer sei als bei den Bränden von 2017. Nicht nur kriminelle Brandstifter, sondern auch Zellstofffabriken und Regierungen, die sich geweigert haben, Maßnahmen zu ergreifen, tragen laut der Aktivisten Verantwortung. „Die Zellstoffunternehmen profitieren weiterhin von der Ausweitung des Eukalyptusanbaus, der Zerstörung einheimischer Wälder und der Verschleierung ihrer Treibhausgasemissionen“, so Climáximo.
Forstreform 2030
2016 zerstörten Waldbrände 160.000 Hektar Wald in Portugal. Damals veröffentlichte Daten von Eurostat und Forest Watch zeigten zudem, dass Portugal das einzige europäische Land war, dessen Waldfläche in einem Jahrzehnt zurückgegangen war. Weltweit stand Portugal, mit einem Verlust von 280.122 Hektar (24,6 %) auf Platz vier.
Eine Hauptursache dafür sah die Regierung in den vielen verlassenen Grundstücken. Daher wurde Anfang 2017 eine Forstreform ausgearbeitet, die bis 2030 umgesetzt werden soll und zu deren wichtigsten Maßnahmen die Eintragung der Grundstücke im Grundbuch (kostenlos innerhalb der ersten zwei Jahre) und somit die Identifikation der Eigentümer gehörte. Weitere Maßnahmen waren die Gründung einer Grundstücksbank, in der alle Waldflächen des Staates und alle Grundstücke, deren Eigentümer nicht bekannt waren, eingetragen werden sollten und die der Staat an Forstwirte vermieten und nach fünfzehn Jahren verkaufen könnte.
Die umstrittenste Maßnahme betraf die Eukalyptus-Fläche: Diese sollte laut der nationalen Waldstrategie bis 2030 nicht erweitert werden. Pinienwälder sollten hingegen um 10 % wachsen, Korkeichenwälder um 33 % und Eichenwälder um 40 %. Der Plan der Regierung, der die Zustimmung der Umweltschützer hatte, sah vor, dass neuer Eukalyptus nur auf bereits bestehenden Plantagen gepflanzt werden durfte.