Förderprogramm Algarve 2030
Der Lenkungsausschuss des Regionalprogramms Algarve 2030 gab bekannt, welche Bereiche durch das europäische Struktur- und Investitionsfonds EFRE im Zeitraum 2019-2027 gefördert werden sollen. Zu den größten Ambitionen gehört ein Onkologiezentrum, zudem soll verstärkt auf Nachhaltigkeit gesetzt werden
José Apolinário, Vorsitzender der regionalen Entwicklungskommission CCDR und des Lenkungsausschusses des Förderprogramms Algarve 2030, und Aquiles Marreiros, das von der Regierung ernannte Exekutivmitglied des Lenkungsausschusses, stellten die Grundzüge des Algarve 2030 vor, für das insgesamt € 780 Mio. bereitgestellt werden – mehr als das Doppelte der EU-Fonds, die die Region im Rahmen des Förderprogramms CRESC Algarve 2020 (€ 318 Mio.) erhielt.
Ein Projekt, das hervorsticht, ist die Errichtung eines – seit Langem ersehnten – Onkologiezentrums im Parque das Cidades zwischen Faro und Loulé. „Im Gesundheitsbereich konnten wir entweder für Mittel für die medizinische Grundversorgung kämpfen oder auf ein differenziertes Projekt setzen. In diesem Sinne haben wir bei der EU-Kommission dafür gekämpft, dass das Förderprogramm ein regionales Onkologiezentrum finanziert“, so José Apolinário. „Die Algarve wird diskriminiert, denn in der Region gibt es keine onkologische Versorgung. Die Patienten sind gezwungen, sich in Lissabon oder Sevilla behandeln zu lassen“, erinnerte er. Ziel ist es, dass das Onkologiezentrum mit dem zukünftigen Zentralkrankenhaus zusammenarbeitet, das ebenfalls im Parque das Cidades gebaut werden soll, und sowohl die Behandlung als auch die Nachsorge von Krebspatienten innerhalb der Region sichert. Mitte April wurde bereits ein Protokoll zwischen dem Gemeindeverband Loulé/Faro und dem Universitätsklinikum der Algarve CHUA unterzeichnet, das die Abtretung eines Grundstücks vorsieht, auf dem das Zentrum gebaut werden soll. Das CHUA wird die Verwaltung des Zentrums übernehmen. Vorläufig wurden € 9 Mio. für das Onkologiezentrum veranschlagt; als Übergangsregion muss die Algarve 60 % der Kosten selbst finanzieren.
Der große Unterschied gegenüber dem vorherigen EU-Förderrahmen, ist das Gewicht, das dem Bereich Nachhaltigkeit zugeschrieben wird: Im vorherigen standen der Region € 318 Mio. zur Verfügung, wobei die Fonds für Nachhaltigkeit weniger als 4 % des Gesamtbetrags ausmachten, nun ist es fast die Hälfte. Allein für die Achsen „Nachhaltigkeit und Biodiversität“ und „Mobilität und Dekarbonisierung“ sind € 368 Mio. vorgesehen, das sind 47,3 % der Gesamtmittel des Algarve 2030. „Nachhaltigkeit ist ein entscheidendes und zentrales Thema für die Algarve. Besonders hervorzuheben ist das Thema Wasser und die integrierte territoriale Wasserinitiative, die zusammen mit dem Baixo Alentejo aufgebaut werden soll. Wir müssen die gesamte Gesellschaft für ein intelligentes Wassermanagement und eine intelligente Wassernutzung mobilisieren“, fasste Apolinário zusammen.
Auch die Dekarbonisierung wird einen wichtigen Platz einnehmen. Unter den Projekten in diesem Bereich sticht das € 8 Mio. teure für den Hafen von Portimão hervor, das darauf abzielt, die Dekarbonisierung des Hafens um etwa 10 Jahre vorzuziehen. „Wenn die Kreuzfahrtschiffe im Hafen liegen, sollen sie zukünftig an saubere Energiequellen angeschlossen sein und ihre Motoren nicht laufen“, so José Apolinário.
Ebenfalls zur Dekarbonisierung sollen im Bereich Mobilität der Metrobus und der Ausbau der Radwege beitragen. Wie wir im April berichteten, wird der Metrobus das „Dreieck“ Loulé-Faro-Olhão bedienen, mit Verbindungen zum Flughafen, zu den beiden Standorten der Universität der Algarve, Penha und Gambelas, und an die Eisenbahnlinie anschließen. Was Radwege betrifft, soll einer Vila Real de Santo de António mit Sagres verbinden und 40 % der Strecke in diesem Förderzeitraum fertiggestellt werden. Später soll der Radweg von Sagres nach Odeceixe führen. Das Rathaus von Aljezur kündigte allerdings im April den Ausbau des Radweges Ecovia do Litoral zwischen Odeceixe und Carrapateira an (60 km).
Ein € 615.000 teures Projekt, das noch im Rahmen des Förderprogramms CRESC Algarve 2020 (€ 336.000) finanziert wird. Inwiefern die Radwege dazu beitragen werden, die Mobilitätsprobleme der Region zu lösen, sei dahingestellt.
Neben Nachhaltigkeit ist Wettbewerbsfähigkeit die zweite große strategische Linie von Algarve 2030. Drei Achsen des Förderprogramms – insgesamt sieben – werden zu diesem Ziel beitragen, nämlich „Innovation und Wettbewerbsfähigkeit“, „Digitale Konnektivität“ und „Qualifikation, Beschäftigung und Integration“. José Apolinário und Aquiles Marreiros betonten die Bedeutung der im regionalen Förderprogramm vorgesehenen Investitionen in die „produktive Innovation der Unternehmen“, die sich auf € 257,1 Mio. belaufen, was 32,9 % der Gesamtmittel entspricht. „Es ist notwendig, Unternehmen in den Innovationsbereich einzubinden und den Wissenstransfer zwischen der Uni Algarve und den regionalen Unternehmen zu verstärken. Die Investitionen in Forschung und Entwicklung in der Algarve machen nur 0,48 % des gesamten BIP der Region aus, wir müssen diesen Anteil unbedingt erhöhen“, forderte der Vorsitzende der CCDR Algarve. Die produktive Innovation und Investitionen seitens der Unternehmen im Bereich der Innovation seien für die Diversifizierung der Wirtschaft der Region absolut notwendig.
Mit dem gleichen Ziel vor Augen, nämlich eine widerstandsfähigere Region zu schaffen, die weniger vom Tourismus abhängig ist, wird auch ein starker Fokus auf die Ausbildung der Humanressourcen gelegt. „Ohne eine verstärkte Qualifikation der Bevölkerung, gibt es keine Diversifizierung der regionalen Wirtschaft. Daher wollen wir die Campus der Uni Algarve in Faro und Portimão ausbauen“, erläuterte Apolinário. Auch die Hochschulausbildung soll verstärkt werden, insbesondere was technische höhere Berufskurse und Kurzzeit-Hochschulausbildungen betrifft.
Text: Anabela Gaspar in ESA 05/2023