Portugal belegt unter den EU-Mitgliedstaaten den dritten Platz bei der Förderung der Geschlechtergleichstellung. Das zeigt die Studie Institutional Mechanisms for Gender Equality in the EU – Current Realities, Future Priorities, durchgeführt vom Europäischen Institut für Gleichstellungsfragen (EIGE).
Untersucht wurden institutionelle Mechanismen zur Förderung der Gleichstellung in den 27 EU-Ländern. Bewertet wurden vier Kategorien: politisches Engagement, Humanressourcen, die Umsetzung von Gender-Mainstreaming in der öffentlichen Politik sowie die systematische Erhebung geschlechtsspezifischer Statistiken. Auf Basis der Daten von 2024 erreichte Portugal einen Gesamtwert von 75 % – und liegt damit hinter Spanien und Schweden auf dem dritten Platz.
Sandra Ribeiro, Präsidentin der Kommission für Unionsbürgerschaft und Gleichstellung der Geschlechter, sieht in diesem Ergebnis eine Bestätigung der bisherigen Anstrengungen:
„Diese internationale Anerkennung ist ein klares Zeichen dafür, dass politische und technische Investitionen in die Gleichstellung der Geschlechter konkrete Ergebnisse zeigen.“
Soweit zur Theorie.
In der Praxis jedoch darf eine gute Bewertung nicht zu einem Nachlassen der Bemühungen führen – denn Portugal steht weiterhin vor erheblichen Herausforderungen.
Frauen verdienen im Durchschnitt noch immer über 10 % weniger als Männer. Diese Lohnlücke variiert stark je nach Branche und Region, wobei besonders in ländlicheren Gebieten größere Ungleichheiten bestehen. Führungspositionen sind weiterhin überwiegend mit Männern besetzt, während unbezahlte Sorgearbeit größtenteils von Frauen geleistet wird. Diese ungleiche Verteilung verweist auf tief verwurzelte traditionelle Rollenbilder, die nach wie vor in vielen gesellschaftlichen Bereichen fortbestehen.
Nicht zuletzt spiegeln sich diese Strukturen auch in der anhaltend hohen Zahl häuslicher Gewalttaten wider – ein alarmierendes Zeichen dafür, dass Gleichstellung mehr ist als gesetzliche Regelung: Sie muss auch im Alltag gelebt und verteidigt werden.
Auch aktuelle Initiativen zur Stärkung der politischen Teilhabe von Frauen zeigen Wirkung – reichen jedoch bislang nicht aus, um eine echte paritätische Repräsentation zu gewährleisten.
Zwischen institutionellem Fortschritt und gesellschaftlicher Realität klafft nach wie vor eine Lücke. Die Anerkennung auf EU-Ebene ist ein wichtiger Meilenstein – aber keine Endstation. Gleichstellung bleibt ein Prozess, der kontinuierliche politische, kulturelle und soziale Anstrengungen erfordert.

