Die Deutsche Schule Algarve (DSA) feiert ihr 25-jähriges Bestehen. Aus diesem Anlass ehrte die Bartholomäus Brüderschaft der Deutschen in Lissabon die langjährige Schulleiterin und Geschäftsführerin Christa Liebig für ihren außerordentlichen Einsatz zum Wohl der deutsch-portugiesischen Verständigung
Es ist das erste Mal, dass die 1290 gegründete Brüderschaft diesen Preis vergibt. Die Ehrung fand Ende November im Rahmen der jährlichen Mitgliederversammlung in Lissabon statt.
Bei seiner Ansprache lobte Constantin Ostermann von Roth, Präsident der Bartholomäus-Brüderschaft der Deutschen in Lissabon, nicht nur Frau Liebig, sondern die gesamte Schule. „Die DSA sorgt nicht nur für die schulische Versorgung deutscher Kinder im Ausland, sondern dient auch der Begegnung mit der Gesellschaft und Kultur des Gastlandes. Sie gestaltet Deutschlandbilder in Portugal, die Interesse und Sympathie für Deutschland bewirken und zu Dialog, Austausch und Zusammenarbeit einladen. Durch die Vermittlung der deutschen Sprache an portugiesische Schüler schafft die DSA Zugang zur deutschen Kultur und Multikulturalität und so Sympathie für und Bindungen an Deutschland. Sie dient nicht nur der Kulturvermittlung, sondern fördert den Austausch und somit die zwischenmenschliche und letztendlich zwischenstaatliche Verständigung. Für diese außerordentliche Leistung zeichnen wir Sie, Ihre Mitarbeiter und die DSA aus“. Frau Liebig zeigte sich gerührt, bedankte sich bei der Brüderschaft für ihre Unterstützung und zeigte den Werdegang der DSA in den 25 Jahren auf. „Es waren für mich sehr bewegte Jahre, die geprägt waren von Höhen und Tiefen. Neben wunderbaren Erfolgen in der Entwicklung der Schule, gab es auch immer wieder Zeiten, die von Stagnation oder sogar Rückgang geprägt waren“, zog sie Bilanz.
Christa Liebig kam 1996 aus Deutschland, um an der DSA zu unterrichten. Die Geschäftsführung übernahm sie zwei Schuljahre später, als es zu Turbulenzen zwischen den Eltern und der damaligen Schulleitung kam und sie gefragt wurde, ob sie die Leitung übernehmen wollte. Frau Liebig nahm die Herausforderung an, kümmerte sich um die Lizenzen und verhandelte mit dem portugiesischen und dem deutschen Erziehungsministe-rium, um die Schule anerkennen zu lassen. Neben der Geschäftsführung übernahm sie auch die pädagogische Leitung und unterrichtete weiter. Zu der Zeit gab es knapp 30 Schüler. „Ich sagte damals, wenn es 40 werden, spende ich eine Flasche Champagner. Heute sind es 134“, so Frau Liebig stolz.
Der Umzug in neue Räumlichkeiten stand schon seinerzeit fest, da die in Portimão nur eine Behelfseinrichtung waren. Ein neues Schulgebäude war auch eine der Bedingungen, um die endgültige Lizenz seitens des portugiesischen Erziehungsministeriums zu erhalten. Frau Liebig bemühte sich, einen Sponsor zu finden. Der konnte dann durch Zufall an Bord eines Flugzeugs gefunden werden. Von der Auswahl und dem Kauf des Grundstücks, über die Entwicklung des Bauprojektes bis hin zur Einreichung des Bauantrages war es ein langer Weg und es vergingen mehr Schuljahre als geplant. Die Zusammenarbeit mit den Behörden war ein langwieriger Prozess. Die Belohnung aller Anstrengungen stellte die Inbetriebnahme des neuen Schulgebäudes in Sítio do Lobito bei Silves im April 2006 dar.
Nach dem Umzug in die neuen Räumlichkeiten kümmerte sich Frau Liebig weiterhin um die Geschäftsführung und die Schulleitung und unterrichtete weiter. Vor 11 Jahren, als die Schule erstmals Abiturienten hervorbrachte, engagierte sie einen Oberstufenkoordinator aus Deutschland, der ihr viel pädagogische Arbeit abnahm und die Oberstufe aufbaute. Für die Grundschule gab es auch schon eine Leiterin. Frau Liebig betreute ab dann nur noch die 5. bis 9. Klasse. Doch im Laufe der Zeit, stieg sie aus dem Unterricht und der Leitung aus, weil sie merkte, dass Finanzwesen und pädagogisches Verständnis für die Kinder und Eltern nicht vereinbar sind. „Als Geschäftsführerin muss man die Wirtschaftlichkeit im Auge behalten und manchmal knallhart sein. Wir sind eine Privatschule. Pädagogische Leitung und Geschäftsführung in einer Person passt einfach nicht zusammen“, erklärte sie.
Seit knapp über zwei Jahren hat Frau Liebig eine Vertreterin, Frau Maren Grey. Zur Ruhe setzen will Frau Liebig sich noch nicht. „Ich habe eine Vision. Ich möchte aus dieser Schule erst ausscheiden, wenn das Angebot vom Kindergarten bis zum Abitur reicht. Wir haben schon eine Vorschulklasse, jetzt wird ein Kindergarten gebaut. Wir haben einen Sponsor gefunden, die Baupläne sind schon fertig und wurden bereits im Rathaus eingereicht. Ich will den ersten Spatenstich für den Kinderkarten setzen und natürlich auch die Einweihung erleben. Zudem kann ich mir gut vorstellen, auch noch das 30. Jubiläum der DSA zu feiern.“
Bartholomäus Brüderschaft der Deutschen in Lissabon
Die Brüderschaft, die nach der von Overstädt gestifteten und dem Heiligen Bartholomäus geweihten Kapelle benannt ist, ist heute eine säkulare, gemeinnützige Organisation mit sozialem Auftrag, die sich den Deutschen im Großraum Lissabon verpflichtet fühlt und mit der Deutschen Botschaft, der Deutschen Evangelischen Kirchengemeinde Lissabon, der deutschsprachigen Katholischen Gemeinde Lissabon sowie anderen deutschen Institutionen in Lissabon eng verbunden ist.
Die selbst auferlegten sozialen und kulturellen Verpflichtungen der Brüderschaft sind laut Satzung vor allem „die Gewährung von Unterstützung und Ausübung von Wohltätigkeit in der Gemeinschaft der Deutschen, die in Lissabon wohnen“, sowie die Unterstützung von Unternehmungen, die für die deutsche Gemeinschaft in Lissabon nützlich sind.
Text und Foto: Anabela Gaspar in ESA 12/2021