Natürlich & Nachhaltig
Immer mehr Menschen wechseln zu natürlichen und umweltfreundlichen Kosmetikprodukten, aus gesundheitlichen Gründen aber auch aus ökologischer Überzeugung. Márcia Rodrigues schwenkte ebenfalls um, wagte aber noch einen weiteren Schritt und rief ihre eigene Kosmetikmarke ins Leben
Weltweit ist ein Naturkosmetik-Boom zu registrieren. Allein in Deutschland hat sich im vergangenen Jahrzehnt der Umsatz mit Naturkosmetik etwa verdoppelt, denn die Verbraucher achten zunehmenden darauf, womit ihre Haut in Kontakt kommt. Kein Wunder, schließlich hört man nicht selten von der schädlichen und reizenden Wirkung synthetischer Inhaltsstoffe wie Parabenen (Konservierungsmittel) und Sulfaten (Schaumbildung) auf empfindlicher Haut. Vielen Konsumenten geht es neben den natürlichen Inhaltsstoffen auch um tierversuchsfreie Produkte und darum, Plastik zu vermeiden. Genau so erging es Márcia Rodrigues.
Die auf dem Land bei Barão de São João in Lagos aufgewachsene junge Unternehmerin spielte als Kind den ganzen Tag im Garten der Eltern und wies schon damals ein großes Interesse für die Pflanzenwelt auf. Später verschlang sie alles, was sie über Pflanzenheilkunde, Aroma- und Öltherapie finden konnte. Seit vier Jahren wendet sie diese Kenntnisse bei der Herstellung natürlicher Kosmetika an und seit Dezember 2019 ist sie mit ihrem eigenen Label HandMadeNatural auf dem Markt. „Rückblickend stand für mich seit meinem fünften Lebensjahr fest, dass ich mich der Naturkosmetik widmen würde“, meint Márcia lächelnd. Damals schenkte ihre Mutter ihr zu Weihnachten ein Kit, um Seifen herzustellen. „Ich erinnere mich mit welcher Leidenschaft ich die Seifen hergestellt habe und Familie und Freunde damit beschenkte. Es hat mir wirklich große Freude bereitet”, fügt sie hinzu.
Bei der Herstellung setzt Márcia, die in diesem Monat 23 Jahre alt wird, auf rein pflanzliche Inhaltsstoffe. Viele der Pflanzen und Früchte, wie Calendula, Lavendel, Rosmarin, Rote Beete oder Avocados, Orangen und Mandeln, die sie zu Ölen sowie zu Duft- und Farbstoffen verarbeitet, pflückt sie im eigenen Bio-Garten und kleinem Gewächshaus. Hinzu kommen Sojawachs und Karité- oder Kakaobutter. Letztere bezieht sie von einem kleinen Unternehmen aus Costa Rica, dessen Inhaber Márcia bei einer Reise kennenlernte und von denen sie weiß, dass die Arbeiter fair entlohnt werden.
Unter den Inhaltsstoffen von Márcias Kosmetikartikeln sind keine kompliziert klingenden Wörter wie Cetearyl Glucoside aufgeführt. Paraffine, Silikone sowie synthetische Duft- und Farbstoffe sind bei HandMadeNatural ein Tabu; Tierversuche sind selbstverständlich ebenfalls verboten, aber auch Palmöl kommt ihr nicht ins „Labor“. „Palmöl findest du häufig in verarbeiteten Lebensmitteln, taucht aber auch in Kosmetika wie Seife und Lippenstift auf. Es ist zwar ein natürlicher Inhaltsstoff, aber enorm umweltschädigend, denn Palmöl ist der Grund für die Abholzung vieler der artenreichsten Wälder weltweit“, erklärt Márcia. Ein weiteres Beispiel ist das ätherische Rosenholzöl, dass sich großer Beliebtheit in der Hautpflege und Aromatherapie erfreut. Es wird aus der Aniba Rosaeodora gewonnen – einer Pflanze, die auf der Roten Liste gefährdeter Spezies der IUCN aufgeführt ist. Natürlich ist also nicht gleich nachhaltig.
Im Angebot hat Márcia neben Seifen und festen Shampoos, Lippenbalsam, Badesalzen, Öle, Gesichts- und Körpercremes, Deodorants, Gesichtsmasken und – dem neuesten Trend folgend – sogenannte Brow Soap, eine Seife für das Styling der Augenbrauen. Abhängend von den pflanzlichen Inhaltsstoffen sind die Produkte antiseptisch, antibakteriell, wundheilungsfördernd, entzündungshemmend sowie natürlich feuchtigkeitsspendend und – mit Ausnahme einer Seife aus Aktivkohle und Honig – sie enthalten keine Rohstoffe tierischen Ursprungs, sprich, sind vegan. Ebenfalls für die körperliche Pflege bietet Marcia Luffa-Schwämme an, aus Kürbissen, die sie im Garten anbaut. Für das allgemeine Wohlbefinden hält Márcia „Räucherstäbchen“ aus getrockneten Pflanzen, wie Lavendel und Rosmarin, und Kerzen bereit.
Dass die Unternehmerin auf jedes kleinste Detail achtet, wird klar, als sie uns erklärt, weshalb sie für ihre Kerzendochte Balsabaumholz verwendet. „Paraffin kommt natürlich nicht in Frage. In einer Studie von 2009 stellten Wissenschaftler der South Carolina State University fest, dass bei der Verbrennung von Paraffinkerzen bedenkliche Substanzen entstehen können, etwa Alkane, Ketone und Benzol, die krebserregend sind. Ich stelle meine Kerzen aus Sojawachs her und bevorzuge Dochte aus Balsabaumholz. Sie sind nicht gesundheitsschädlich, erzeugen eine größere Flamme und es knistert beim Brennen so schön“, erklärt Márcia.
Zwar heißt es im portugiesischen Volksmund, dass – nicht wie in Deutschland die Pünktlichkeit – die Geheimhaltung die Seele des Geschäfts ist, aber Márcia teilt ihr Wissen gerne und freut sich über Teilnehmer an ihren Workshops, die zum Teil mitten in der Natur im Nationalwald von Barão de São João stattfinden.
Text: Anabela Gaspar; Fotos: Márcia Rodrigues; Anabela Gaspar in ESA 09/2022
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