Das erwartete politische Erdbeben blieb aus: Bei den Kommunalwahlen konnten die traditionellen Volksparteien PSD und PS ihre Vorherrschaft klar behaupten. Die rechtspopulistische Chega, die bei den Parlamentswahlen zur zweitstärksten Kraft aufgestiegen war, blieb deutlich hinter ihren eigenen Prognosen zurück.
Die PSD sicherte sich 136 Rathäuser, davon 58 im Rahmen von Koalitionen, die PS kam auf 128, davon lediglich zwei in Koalitionsbündnissen. Damit teilen die beiden großen Parteien den Großteil der kommunalen Macht im Land unter sich auf. Für Chega verlief der Abend ernüchternd. Die Partei gewann nur drei Gemeinden – Albufeira und Entroncamento auf dem Festland sowie São Vicente auf Madeira (dort mit absoluter Mehrheit). Parteichef André Ventura, der zu Beginn des Wahlabends noch auf starke Ergebnisse in der Algarve und im Alentejo gehofft hatte, musste einräumen: „Es war nicht der Abend, den wir uns gewünscht haben.“ Zwar konnte Chega die Zahl ihrer Stadträte von 19 im Jahr 2021 auf 137 steigern und ihren Stimmenanteil von 4,17 % auf 11,85 % nahezu verdreifachen (651.746 Wähler), blieb aber deutlich hinter den eigenen Zielen zurück. Intern war man von mindestens einem Dutzend Bürgermeisterämtern ausgegangen.
Die PSD unter Luís Montenegro erzielte seine Erfolge vor allem in den fünf wichtigsten Städten des Landes: Zu Lissabon und Cascais kamen Porto, Sintra und Vila Nova de Gaia hinzu.
Die PS kompensierte seine Niederlagen in Lissabon und Porto teilweise durch Erfolge in der Fläche – mit dem Gewinn von Faro, Évora, Coimbra, Viseu und Bragança. Parteichef José Luís Carneiro sprach von einer „Stabilisierung“ nach dem Rückschlag bei den Parlamentswahlen. Die Sozialisten hätten, so Carneiro, den Weg in eine politische Bedeutungslosigkeit wie jene der französischen Sozialisten abgewendet und bewiesen, dass sie „dem Vormarsch der extremen Rechten“ entgegentreten könnten – vor allem durch ihre Stärke in der Algarve.
Unabhängige Kandidaten siegten in 20 Gemeinden; die CDU (PCP + PEV) verlor ihre letzten beiden Distrikthauptstädte Setúbal und Évora und verfügt nun über 12 Bürgermeisterämter. Die CDS-PP konnte dagegen seine sechs bisherigen Rathäuser – darunter Ponte de Lima, Albergaria-a-Velha und Santana – verteidigen und errang zusätzlich Dutzende Sitze in Koalitionen mit der PSD. Iniciativa Liberal verzeichnete leichte Zugewinne: Neben Koalitionsbeteiligungen in großen Stadtverwaltungen wie Lissabon, Porto, Sintra und Vila Nova de Gaia gewann die Partei erstmals eigene Mandate in Castelo Branco und Braga.
In Koalitionen zogen die Monarchistische Volkspartei Portugals (PPM) in sieben Gemeinden ein, Livre und PAN jeweils in zwei, Volt in eine. Bloco de Esquerda konnte sich keine einzige Kommune sichern.
59,26 % der registrierten Wähler beteiligten sich an den Kommunalwahlen.

