Bei den Kommunalwahlen in der Algarve hat sich das politische Kräfteverhältnis trotz des Vormarschs von Chega auf nationaler Ebene nur begrenzt verändert. Während die Partei von André Ventura bei den Parlamentswahlen im Frühjahr mit 33,9 % (78.168 Stimmen) die meistgewählte Kraft in der Region war, blieb sie nun weit hinter diesem Ergebnis zurück.
Ventura hatte stark auf die Algarve gesetzt und drei seiner prominentesten Parteimitglieder als Spitzenkandidaten in Faro, Portimão und Albufeira nominiert. Hoffnungsträger gab es auch in Vila Real de Santo António und Olhão – doch der erhoffte Durchbruch blieb aus: Der einzige Chega-Sieg kam in Albufeira mit Rui Cristina. In Olhão, Lagoa und Portimão erreichte die Partei den zweiten Platz. Trotzdem konnte Chega seinen Stimmenanteil deutlich ausbauen – von 6,37 % (11.332 Stimmen) bei den Kommunalwahlen 2021 auf 20,48 % (43.470 Stimmen) – und die Zahl ihrer Mandate von zwei auf 17 erhöhen.
Von den 16 Gemeinden gewann die PS elf, die PSD sicherte sich Vila do Bispo und Castro Marim, die CDU verteidigte Silves und Albufeira ging – wie erwähnt – an Chega. In Aljezur triumphierte der parteilose Manuel Marreiros, ehemals CDU und PS, mit 56,86 % der Stimmen.
In der Hauptstadt Faro stand ein Machtwechsel fest, nachdem der langjährige PSD-Bürgermeister Rogério Bacalhau nicht mehr antreten durfte. Das Rennen zwischen Cristóvão Norte (PSD/CDS/IL/PAN/MPT), António Pina (PS) und Pedro Pinto (Chega) entschied schließlich António Pina für sich. Mit 39,48 % der Stimmen holte er das Rathaus für die Sozialisten zurück – erstmals seit 2009.
In Olhão gelang der PS ein weiteres deutliches Ergebnis: Ricardo Calé, bisher Vizebürgermeister, erreichte 48,55 % und damit die absolute Mehrheit. Der Chega-Kandidat Ricardo Moreira kam auf 29,24 %, während das Bündnis PSD/CDS bei 11,5 % blieb.
In Loulé endete die zwölfjährige Amtszeit des Sozialisten Vítor Aleixo. Sein Nachfolger Telmo Pinto (PS), Vorsitzender der Junta de Freguesia von Quarteira, setzte sich denkbar knapp gegen Hélder Martins (PSD/CDS/IL) durch – mit nur 79 Stimmen Vorsprung. Martins hat die Nachzählung der Stimmen beantragt nachdem einige Unstimmigkeiten in der allgemeinen Auszählungsversammlung bemerkt wurden.
Auch in Vila do Bispo wechselte die Macht knapp: Die bisherige PS-Bürgermeisterin Rute Silva verlor mit einem Rückstand von nur 44 Stimmen an Paula Freitas (PSD).
In Albufeira erzielte Chega seinen landesweit bedeutendsten Sieg. Spitzenkandidat Rui Cristina, ehemals PSD, gewann mit 40,51 % der Stimmen vor dem Bündnis PSD/CDS um Ex-Bürgermeister José Carlos Rolo (32,30 %) und der Linkskoalition aus PS, Livre, PAN und Bloco de Esquerda, die auf 18,56 % kam. Darüber hinaus gewann die Partei auch die Junta de Freguesia von Ferreiras sowie Albufeira/Olhos de Água und stellt die Mehrheit in der städtischen Versammlung.
In Silves spekulierten Beobachter über einen möglichen Machtwechsel, da die langjährige CDU-Bürgermeisterin Rosa Palma nicht mehr kandidieren durfte. Doch die Kommunisten verteidigten die Stadt mit Luísa Conduto (34,78 %) knapp vor PSD und PS. Chega landete auf dem letzten Platz.
Auch in Portimão blieb alles beim Alten: Seit 1976 wird die Stadt von den Sozialisten regiert. Álvaro Bila (PS) setzte sich klar gegen Carlos Gouveia Martins (PSD/CDS/IL) und João Graça (Chega) durch.
In sieben Gemeinden –Vila do Bispo, Portimão, Silves, Albufeira, Loulé, Faro und Vila Real de Santo António – könnten die kommenden vier Jahre von politischen Blockaden geprägt sein. In all diesen Rathäusern verfügt die Opposition über einen Sitz mehr als die jeweils siegreiche Partei – ein schwieriger Ausgangspunkt für stabile Kommunalpolitik.

