Der portugiesische Pflegeverband SEP (Sindicato dos Enfermeiros Portugueses) hat dem Gesundheitsministerium schwere Vorwürfe gemacht: In einer Mitteilung beklagt die Gewerkschaft eine zunehmende Verschlechterung der Krankenhausversorgung in der Algarve – verbunden mit stundenlangen Wartezeiten in den Notaufnahmen, einem faktischen Einstellungsstopp seit September 2024 und ineffizientem Management. Gleichzeitig kritisiert sie, dass die Regierung deutlich schneller auf Touristenbeschwerden am Flughafen Faro reagiert habe als auf Notrufe aus dem Gesundheitswesen.
Anlass für die Kritik ist unter anderem ein Vorfall vom vergangenen Monat: Damals hatten der Präsident des Tourismusverbandes der Algarve und der Verband der Hoteliers AHETA auf die „inakzeptablen Wartezeiten“ für Nicht-EU- und Nicht-Schengen-Reisende am Flugahfen von Faro hingewiesen – teils bis zu drei Stunden bei der Einreise. Die Regierung reagierte prompt und stockte das Personal am Flughafen auf, mit Verweis auf drohenden Burnout bei den Grenzbeamten.
Für die Pflegekräfte ein Hohn: „Seit Jahren weisen wir auf den Personalmangel und die Erschöpfung in der Pflege hin – doch ernst genommen wird das offenbar erst, wenn es den Tourismus betrifft“, heißt es in der Mitteilung. Die SEP spricht von einer „Schande“, dass seit September 2024 keine neuen Pflegekräfte eingestellt wurden. Ministerium und Krankenhausleitungen würden tatenlos zusehen.
Rekrutierungsverfahren würden nicht rechtzeitig geöffnet oder abgeschlossen,
Initiativbewerbungen würden abgelehnt, stattdessen sei das Einstellungsverfahren über zentrale Wettbewerbe unnötig bürokratisch und langsam. Auch im Rahmen des Sommer-Notfallplans werde nicht eingestellt.
Die SEP macht Gesundheitsministerin Ana Paula Martins persönlich für die Misere verantwortlich: Sie sei über die Lage im Bilde, unternehme aber nichts. „Diese Tatenlosigkeit macht sie zur Mittäterin“, so das Fazit der Gewerkschaft.

