Im Rahmen der heute früh durchgeführten Operation „Desarme 3D“ hat die portugiesische Kriminalpolizei (PJ) sechs Personen festgenommen, die der rechtsradikalen Gruppe Movimento Armilar Lusitano (MAL) zugerechnet werden. Der Organisation werden terroristische Aktivitäten, Hasspropaganda, Aufruf zur Gewalt sowie der unerlaubte Waffenbesitz vorgeworfen.
Die Ermittlungen führten zur Ausführung von 15 Haus- und Objekt-Durchsuchungen. Dabei stellte die Polizei unter anderem verschiedene Sprengstoffe, Schusswaffen – teils mit 3D-Druckern hergestellt –, mehrere 3D-Drucker, Munition, Stichwaffen und IT-Ausrüstung sicher. Laut der PJ handelt es sich bei den Festgenommenen um Anhänger eines extremistischen, verschwörungsideologischen und systemfeindlichen Weltbildes. Unter den Festgenommenen befindet sich ein Angehöriger der PSP (Polícia de Segurança Pública), andere haben Verbindungen zu privaten Sicherheitsfirmen. Die erweiterte Gruppe umfasst auch Personen, die „ehemaligen rechtsextremen Strukturen angehörten, die inzwischen nicht mehr existieren“, wie etwa der von dem Neonazi Mário Machado gegründeten Nova Ordem Social.
Die Gruppe wollte sich offenbar als politische Bewegung mit bewaffnetem Arm etablieren. Die Verdächtigen sollen noch heute einem Haftrichter vorgeführt werden.
Die Zerschlagung dieser rechtsextremen bewaffneten Miliz durch die Polícia Judiciária stellt die bisher größte derartige Operation in Portugal dar. „Die Qualität und Vielfalt dessen, was wir beschlagnahmt haben, war durchaus überraschend“, erklärte Manuela Santos, Direktorin der Nationalen Anti-Terrorismus-Einheit (UNCT) der Polícia Judiciária, auf der Pressekonferenz zur Bilanz der Operation. Sie schloss nicht aus, dass auch Militärs an der Gruppe beteiligt sind.
Die Festnahmen erfolgen in einem beunruhigenden Kontext: Innerhalb einer Woche kam es zu zwei rechtsextremen Übergriffen in Portugal. Am 10. Juni – dem portugiesischen Nationalfeiertag – wurde der Schauspieler Adérito Lopes beim Betreten des Theaters A Barca in Lissabon von Mitgliedern der Neonazi-Gruppe Blood and Honour brutal attackiert. Er musste im Krankenhaus behandelt werden.
Nur zwei Tage später schlugen zwei Neonazis im nächtlichen Porto zwei Frauen nieder, die Lebensmittel an Obdachlose verteilten. Die Polizei konnte die Angreifer noch am Tatort festnehmen.
Die Ereignisse werfen neue Fragen zur politischen und institutionellen Wachsamkeit gegenüber extremistischer Gewalt auf – insbesondere seit die Regierung im April in die Kritik geraten ist, weil sie das Kapitel zu extremistischen Bewegungen aus dem öffentlichen Sicherheitsbericht (RASI 2024) gestrichen hat.

