Malerei mit Licht und Wärme
Corine Thinon hätte gerne mit Kindern gearbeitet. Doch nach einem Besuch in Lagos schlug ihr Leben eine ganz andere Richtung ein. Nun malt sie sich die Welt, wie sie ihr gefällt: romantisch, lichtdurchflutet und warm. Bis Ende Juni schmückt eine Auswahl ihrer Gemälde die Wände des ESA-Büros.
Die französische Künstlerin Corine Thinon besuchte Lagos erstmals vor über 30 Jahren mit ihrem damaligen Ehemann, einem portugiesischen Künstler. „Das Leben führte mich zu ihm, er führte mich nach Lagos und hier entdeckte ich eine andere Welt, der ich sofort verfiel“, erzählt sie weiter. „Mein Mann stellte seine Staffelei im Stadtzentrum von Lagos auf und ich meine daneben“, erinnert sie sich lächelnd. Dort, inmitten der Stadt und umgeben von neugierigen Passanten, nahm sie Pinsel und Aquarelle zur Hand und übertrug das, was ihre Augen sahen, auf die Leinwand. Sie malte realistische Bilder, jedoch nicht akribisch realitätsgetreu: „Bis heute lasse ich Details, die mir nicht gefallen weg und eine Bougainvillea erhält schon Mal mehr Blüten und kräftigere Farben als sie tatsächlich hat“, gibt sie lächelnd zu. Irgendwann ging ihr Mann andere Wege, sie blieb und malte weiter. Seit nunmehr 25 Jahren widmet Corine sich ausschließlich der Malerei. Sie ist weiterhin im Stadtzentrum von Lagos zu finden – nicht mehr auf der Straße, sondern in ihrer eigenen Galerie. Eine zweite gibt es eine Straße weiter.
Mittlerweile sind Corines Stadt- und Landschaftsbilder impressionistisch und ab und zu versucht sie sich in der abstrakten Kunst. Statt mit Aquarellen malt sie mit Öl- und Acrylfarben und auch ihre Technik hat sie im Laufe der Jahre verfeinert. Die Autodidaktin arbeitet liebend gerne mit dem Spachtel, um „den Farben Leben zu verleihen und mit der Textur zu spielen“. „Die realistischen Bilder waren meine Kunstakademie“, erklärt Corine. „Damals habe ich gelernt, wie ich Schatten und Licht auf die Leinwand bringe und Perspektiven richtig anzuwenden, um Tiefe zu erreichen. Zu Beginn waren meine Pinselstriche nicht so unbeschwert wie heute. Inzwischen schwingt nicht nur der Pinsel ohne jegliche Anstrengung über die Leinwand, sondern auch die Ideen fließen leichter“, erklärt Corine mit leuchtenden Augen.
Diese beschreibt die Künstlerin gut gelaunt als romantischen Fotoapparat. „Ich habe den Eindruck, dass meine Augen ununterbrochen meine Umgebung ablichten. Sei es bei einem Spaziergang durch Lagos, im Alentejo oder in einem anderen Land. Die Romantikerin in mir nimmt Szenen natürlich anders wahr als ein pragmatischer Mensch.“ Als Beispiel nennt sie eins ihrer Gemälde, auf dem Pflanzen in kräftigen Farben zu sehen sind. „Dieses entstand auf einem Golfplatz. Jemand anderes hätte eventuell das Green und die Bunker in Szene gesetzt, mir fielen diese wunderschönen Pflanzen, ihre Textur und Farben auf“. Wenn Corine dann vor der Leinwand steht, erscheinen ihr all die gesammelten Eindrücke vor den Augen und sie verwandelt sie in Bilder.
Gemeinsam haben ihre Werke die warmen Töne und das Licht. „In der Algarve haben wir ein wunderbares Licht, das von den weiß getünchten Wänden noch weiter hervorgehoben wird. Das Licht führt zu unglaublichen Schattenspielen und Kontrasten“, schwärmt die Künstlerin. Selbst ihre Gemälde, die niederländische Stadtszenen zeigen, sind von Licht durchflutet. „Unterwegs auf Reisen mache ich immer Unmengen von Fotos. Wenn ich sie mir dann anschaue, denke ich, mein Gott, wo ist das Licht?“, so Corine und fügt augenzwinkernd hinzu, „diesen Bildern verleihe ich mein Licht, das Licht der Algarve, das definitiv meine Inspirationsquelle ist“.
Nach wie vor malt Corine gerne von Menschen umgeben. Ihre Staffelei steht inmitten ihrer Galerie in der Rua Marreiros Netto 15. Wer die Galerie betritt, kann ihr beim Malen über die Schulter schauen. Auch vor Gesprächen scheut Corine sich während des künstlerischen Schaffens nicht. „Es ist wie bei einem Schauspieler auf der Bühne – ich bekomme sofort ein Feedback. Oft geben mir Gespräche mit Besuchern auch Ideen für neue Gemälde“.
Seit einigen Jahren bietet Corine ihre Gemälde auch als Drucke an: Ein Weg, ihre Kunst einem größeren Publikum zugänglich zu machen. Aber auch einer, der es Corine ermöglicht, ausschließlich von ihrer Kunst zu leben, ohne dabei auf ihre künstlerische Freiheit zu verzichten. „Wenn man auf Bestellung malt, muss man oft mehrmals das gleiche Motiv auf die Leinwand bringen. In Lagos ist es immer die Igreja de Santo António. Ich habe die Kirche bereits realistisch, impressionistisch und abstrakt gemalt und biete Prints von diesen Gemälden an. Das erlaubt mir, mich anderen Motiven zuzuwenden und auch – was viel wichtiger ist – mich weiterzuentwickeln. Denn wenn ich in diesen fast 30 Jahren stets die gleichen Motive gemalt hätte, würde ich heute noch so malen wie früher“, führt sie aus.
Die Prints sind hochwertige Giclée-Drucke, die fast nicht vom Original zu unterscheiden sind. Dabei handelt es sich um ein Druckverfahren für Kunstdrucke, das langlebige, auf Pigmenten basierende Tinte auf modernen Tintenstrahldruckern verwendet. Während viele herkömmliche Druckverfahren die klassische CMYK 4-Farben-Kombination verwenden, können Giclée-Drucker bis zu 12 einzelne Farben verwenden. Dies erzielt gleichmäßigere Gradientenverläufe und eine breitere Farbskala, in anderen Worten, größere Tiefe und größeren Farbreichtum. Corines Prints werden zudem auf die gleichen Leinwände gedruckt, die sie zum Malen verwendet und die sie genauso vorbereitet, wie sie es für ein Gemälde tut. Das Ergebnis sind erstaunliche Reproduktionen, mit Textur und Farben, die lange ihre Brillanz behalten.
Text und Fotos: Anabela Gaspar in ESA 05/2022
Art Gallery
Corine Thinon
Rua Marreiros Netto 15
Lagos
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