Eine beispielhafte Initiative
Ein Deutscher hat ein vorbildliches Projekt ins Leben gerufen: The Trash Traveler. Ziel ist es, auf die Umweltverschmutzung durch Plastik aufmerksam zu machen. Ein Aufruf an alle, die nicht mehr tatenlos zusehen wollen, wie unser Lebensraum vermüllt.
Erstmals reiste Andreas Noe 2014 nach Portugal. Das Land, vor allem die Strände und die Wellen gewannen damals sein Herz. 2017 zog er als Molekularbiologe nach Lissabon, um in einem Labor und anschließend als medizinischer Berater zu arbeiten. Jede freie Minute verbrachte er in der Natur und mit Surfen. Dabei fiel Andreas der viele Plastikmüll auf, der überall herum liegt – besonders im Winter, wenn von den Gemeinden keine Strandsäuberungen durchgeführt werden. Das Müllvorkommen in der Natur hat ihn so stark berührt, dass Andreas seinen Job aufgab und das Projekt The Trash Traveler ins Leben rief, zu dem mittlerweile viele Freiwillige gehören. „Die Unmengen von Plastik mit denen wir im täglichen Leben konfrontiert werden und Strände und Ozeane zumüllen, haben mich in den letzten Jahren zunehmend sensibilisiert. Ich wollte etwas gegen diese Verschmutzung unternehmen“, so Andreas. „Mit The Trash Traveler will ich nicht nur auf das Problem der Verschmutzung aufmerksam machen, sondern die Menschen inspirieren, nachhaltige Entscheidungen zu treffen und ihre Müllproduktion zu überdenken. Ein Mentalitätswandel in der Bevölkerung übt Druck auf Unternehmen und Regierungen aus, in eine Kreislaufwirtschaft zu investieren bzw. Einwegprodukte zu reduzieren“, führt er aus.
Die erste große Initiative von The Trash Traveler war die gleichnamige Aktion: Andreas sammelte über 160 Tage eine Tonne Müll an Portugals Küste. Im Sommer 2020 folgte The Plastic Hike: Eine 58-tägige Wanderung entlang der gesamten portugiesischen Küste (1.132 km), bei der Andreas nur eine auffüllbare Wasserflasche mit sich trug, Müll einsammelte und die Gemeinden für den Umweltschutz sensibilisierte. Während der Wanderung knüpfte er Kontakte mit 80 Nichtregierungsorganisationen (NRO) sowie anderen Initiativen und Umweltschützern;
580 Menschen nahmen an den Strandsäuberungen teil, es wurden 1,6 Tonnen Plastik gesammelt. Dieses Gemeinschaftsprojekt führte anschließend zu einer Ausstellung und einem Dokumentarfilm über Portugals Organisationen und Umweltschutzverbände. „Das Netzwerk, das sich aus der Initiative ergab, und die Anzahl der Menschen, die sich in Portugal engagieren, haben mich dazu bewegt hier zu bleiben und weiterzumachen“, so Andreas. Ein Jahr später fand The Butt Hike statt: Zusammen mit etwa 600 Menschen und 70 NROs haben The Trash Traveler und sein Team innerhalb von zwei Monaten 1,1 Millionen Zigarettenkippen in 38 Städten gesammelt. „Kippen sind das weltweit häufigste weggeworfene Plastikprodukt. Die Filter bestehen aus dem Kunststoff Celluloseacetat und enthalten jede Menge Giftstoffe“, erklärt Andreas. „Mit The Butt Hike wollten wir zeigen, dass selbst kleine Taten wichtig sind. Viele kleine Aktionen haben zusammen eine große Wirkung, im Guten wie im Schlechten. Rund 7.000 Kippen werden in Portugal jede Minute auf den Boden geworfen. Wir brauchten zwei Monate intensiver Reinigung, um 2,5 Stunden Vermüllung zu kompensieren. Daher geht es uns nicht so sehr um die Säuberungsaktionen an sich, sondern darum, die Denkweise zu ändern. Die meisten Menschen wissen nicht, dass Kippen Plastik enthalten. Daher sind sie ein perfektes Beispiel, dass Verschmutzung durch Plastik auch versteckt vorkommt und wir es manchmal nicht erkennen. Jede Handlung kann deshalb von Bedeutung sein. Dieses Projekt war also ein gutes Beispiel dafür, wo Verschmutzung beginnt: Weit weg vom Strand, in unseren Städten, in unseren Häusern, – bei jedem von uns“, erklärt er.
Das größte Problem sei Mikroplastik: „In der Natur zerfällt Kunststoff zu Mikroplastik. Die Küsten sind voll davon und es ist fast unmöglich, die Umwelt davon zu bereinigen. Daher ist ein Umdenken das Wichtigste“, betont The Trash Traveler.
Die diesjährige Initiative The Trash Cycle begann am 22. April nahe Lissabon, führt entlang der Küste Richtung Süden bis Monte Gordo in der Ostalgarve, dann quer durch Portugal nach Norden bis Chaves, von dort wieder zur Küste bei Caminha und endet am 17.06. bei Ericeira. Circa 3.000 km wird Andreas auf einem alten Fahrrad – recycelt! – zurücklegen und an diversen Stellen Säuberungs- und Sensibilisierungsaktionen mit Schulen, Gemeinden, NROs und anderen Gruppen sowie der allgemeinen Bevölkerung durchführen. Mit im Gepäck ist wieder nur eine einzige auffüllbare Wasserflasche und unterwegs wird er auf jegliche Einwegverpackungen aus Plastik verzichten. „Die Aktion soll zeigen, dass wir unsere Müllproduktion reduzieren müssen, die in Portugal jährlich bei 512 kg pro Kopf liegt.“
Mit dieser Initiative unterstützt The Trash Traveler zudem die von portugiesischen NROs und Umweltschutzverbänden ins Leben gerufene Kampagne „Há mar e mar, há usar e recuperar“ sowie die Petition „Pela Saúde dos nossos Oceanos, Exija Tara Recuperável!“, die darauf abzielt, in Portugal ein Pfandsystem für Verpackungen einzuführen.
Text: Anabela Gaspar; Fotos: The Trash Traveler in ESA 05/2022
Säuberungsaktionen in der Algarve
Bei Redaktionsschluss standen die genauen Termine für die Algarve noch nicht fest.
Geplant sind Aktionen zwischen dem 29. April und dem 7. Mai entlang der gesamten Küste, von Aljezur bis Monte Gordo, sowie in Alcoutim.
Genaue Termine kurzfristig unter:
https://thetrashtraveler.org
Facebook & Instagram:
The Trash Traveler
thetrashtravelerteam@gmail.com