Ein Naturschutzprojekt schlägt in Portugal große Wellen: Die Rede Nacional de Santuários para Aves, das nationale Netzwerk von Vogelschutzgebieten, übertrifft bereits wenige Monate nach seinem Start alle Erwartungen. Ins Leben gerufen von der portugiesischen Gesellschaft für Vogelkunde SPEA, soll dieses Netzwerk geschützte Rückzugsorte für Vögel schaffen und Bürger in den Natur- und Artenschutz einbinden.
Gestartet wurde das Projekt im November 2024 mit einem eher bescheidenen Ziel: Fünf bis zehn private Flächen sollten innerhalb des ersten Jahres zu Vogelparadiesen umgewandelt werden. Doch in nur fünf Monaten gingen über 90 Bewerbungen von Grundstückseigentümer ein, die ihr Land dem Vogelschutz widmen möchten. Nach intensiver Prüfung wurden 76 Flächen mit hohem ökologischem Potenzial ausgewählt, drei davon in der Algarve.
Für 46 der ausgewählten Gebiete konnte bereits eine Finanzierung für das erste Projektjahr gesichert werden – möglich gemacht durch großzügige Spenden. Die übrigen 30 Flächen stehen noch in der Warteschleife, bis weitere Mittel zur Verfügung stehen.
Die Arbeit vor Ort hat bereits begonnen: Ornithologen der SPEA führen erste Vogelzählungen durch – tagsüber wie nachts – um die Artenvielfalt zu erfassen und einen Ausgangszustand zu dokumentieren. Diese Daten bilden die Grundlage für individuelle Pflege- und Schutzpläne, die gemeinsam mit den Grundstücksbesitzern entwickelt werden. Im Herbst folgen weitere Zählungen zur Beobachtung der Zugvögel und 2026 sollen die Ergebnisse erstmals systematisch ausgewertet werden.
Hintergrund dieser Initiative ist eine alarmierende Entwicklung: Viele Vogelarten in Portugal und Europa sind massiv bedroht. Die Hausschwalbe etwa hat in den letzten zwei Jahrzehnten 40 % ihrer Bestände eingebüßt. Auch Kuckuck, Steinkauz, Turmfalke und Haussperling sind stark rückläufig. Ursachen sind u. a. der Verlust von Lebensräumen, Pestizide und eine verfehlte Agrarpolitik.
„Seit Jahren beobachten wir, wie die Vogelzahlen schrumpfen und viele politische Maßnahmen greifen einfach nicht“, so Rui Borralho von SPEA. „Unsere Initiative ersetzt keine Umweltpolitik. Aber sie zeigt: Wir können gemeinsam und unmittelbar handeln.“

