Die Nationale Vereinigung der Notfallsanitäter (Associação Nacional dos Técnicos de Emergência Médica, ANTEM) hat bei der Europäischen Kommission Beschwerde gegen Portugal eingereicht. Grund sind laut ANTEM „strukturelle Mängel“ im staatlichen Rettungsdienst (Instituto Nacional de Emergência Médica, INEM), die „Leben und Gesundheit der Bevölkerung gefährden“. Laut ANTEM-Präsident Paulo Paço seien nationale Warnungen bislang wirkungslos geblieben: „Wir mussten neue Wege gehen und haben Beschwerde bei europäischen Instanzen eingelegt, um die Einhaltung der EU-Vorgaben bei Ausbildung und Kompetenz der Rettungskräfte in Portugal durchzusetzen.“
Besonders alarmierend: Im Jahr 2024 erhielten fast 21.000 lebensbedrohlich erkrankte Menschen nicht die vorgeschriebene notfallmedizinische Versorgung. Ursache seien Personalengpässe – INEM habe mit 709 Mitarbeitenden weniger gearbeitet als nötig. In einem offiziellen Statement spricht die ANTEM von einem „defizitären Notfallsystem, das direkt zur erhöhten Morbidität und Mortalität beiträgt“. Die Vereinigung fordert eine tiefgreifende Reform: INEM solle zu einer rein technischen und normativen Instanz umgestaltet werden – frei von politischem Einfluss. Notwendig sei zudem die Anerkennung und Integration hochqualifizierter Notfallkräfte: medizinische Techniker, spezialisierte Rettungssanitäter und Paramedics – ausgebildet nach internationalen Standards.
„Ohne diese Reform bleibt das System instabil – mit gravierenden Folgen für Patienten“, warnt die ANTEM. Viele europäische Länder hätten den Mehrwert spezialisierter Paramedic-Modelle längst erkannt. „Portugal darf sich dieser Entwicklung nicht weiter verweigern – es stehen Menschenleben auf dem Spiel.“

