Noch in diesem Monat sollen Wasserkürzungen von 25 % für die Landwirtschaft – vorgesehen waren 70 % – sowie 15 % für den Tourismusbereich und für den menschlichen Konsum eingeführt werden. Insgesamt hat die Kommission zur Vorbeugung und Überwachung der Dürreauswirkungen 46 Maßnahmen festgelegt, die nach Genehmigung durch das Ministerrat Ende dieses Monats in Kraft treten sollen.
Anfang Januar hieß es, dass die Wasserreserven in den Stauseen und Grundwasserleitern noch nie so niedrig waren. „Wir stehen vor einer katastrophalen Situation und müssen dringend handeln“, erklärte António Miguel Pina, Vorsitzender des Städtetags der Algarve AMAL. Die Stauseen der Algarve sind nur zu 25 % gefüllt, im Vergleich zu 45 % im letzten Jahr um diese Zeit. Pina warnte: „Das vorhandene Wasser reicht nur bis Ende August“. Kürzungen von 25 % für den menschlichen Konsum und von 70 % für die Landwirtschaft wurden angekündigt. Es folgte der Aufruhr der Landwirte. Sie sprachen von „unfairen“ und „katastrophalen“ Maßnahmen, der „Vernichtung der Landwirtschaft“ und forderten eine gleichberechtigte Behandlung wie bei anderen großen Verbrauchern, wie dem Tourismus. Die drastische Reduzierung würde nicht nur die Produktion gefährden, sondern auch das Überleben der Pflanzenarten sowie der Landwirte und ihrer Angestellten.
Bei der Vorstellung der Maßnahmen gestern, dem 17. Januar, rechtfertigte Umweltminister Duarte Cordeiro dann die Reduzierung von 70 auf 25 % um, „zumindest das Überleben der Pflanzen zu sichern“. Landwirtschaftsministerin Maria do Céu Antunes fügte hinzu: „Es sei daran erinnert, dass die Landwirtschaft zwar nicht der wichtigste Wirtschaftssektor der Algarve ist, aber der Diversifizierung der Wirtschaft, der Ansiedlung von Menschen und der Bekämpfung der Auswirkungen der Wüstenbildung in der Region dient. Zudem möchte ich darauf hinweisen, dass sich in Portimão, Silves und Lagoa Portugals größter Orangenhain befindet und dass dieser eine geschützte geografische Angabe hat.“
Die Landwirtschaft ist in der Algarve für 5 % der Bruttowertschöpfung und für 60 % des Wasserverbrauchs verantwortlich. Letztes Jahr verbrauchten die Landwirte 135 hm3 Wasser, davon 100 hm3 aus Grundwasserleitern und 35 hm3 aus Stauseen. Dieser Verbrauch soll nun um 25 % gekürzt werden. In der Ostalgarve muss die Wasserentnahme aus dem Odeleite-Stausee um 50 % gekürzt werden. Im Gegenzug wird aufbereitetes Abwasser zur Bewässerung zur Verfügung gestellt. In der Westalgarve kommt es zu Kürzungen um 40 % aus dem Stausee Funcho/Arade. Zudem soll die Entnahme aus Grundwasserleitern seitens der Landwirtschaft um 15 % gekürzt werden. Allerdings sollen in der Ostalgarve, in Gebieten, in denen sich die Grundwasserleiter nicht in einer kritischen Situation befinden, Bohrlöcher aktiviert werden. Auch im Raum Portimão werden drei Bohrlöcher für die landwirtschaftliche Bewässerung aktiviert, da der Bravura-Stausee (zu knapp 8 % gefüllt) dem menschlichen Konsum vorbehalten bleibt; und die Landwirte aus Portimão, Silves und Lagoa sollen 2,5 hm3 aus dem Funcho erhalten. Die Landwirtschaftsministerin erklärte zudem, dass weitere Maßnahmen, wie die Zuweisung von Beihilfen und Finanzierungslinien für die Landwirte in Bearbeitung seien.
Im städtischen Bereich muss der Konsum um 15 % gekürzt werden. Unter anderem werden Verbrauchsquoten für die 16 Bezirke festgelegt. Bei Überschreitung der Quote zwei Monate in Folge sind Strafen vorgesehen, die sich in einer Preiserhöhung oder einer Verringerung der Wassermenge niederschlagen können. In privaten Haushalten sowie im Tourismusbereich (verantwortlich für 83 % der Bruttowertschöpfung und 12 % des Wasserverbrauchs) wird der Wasserdruck verringert, um den Durchfluss zu begrenzen, und die Gartenwasserzähler werden ausgesetzt, um die Gartenbewässerung und das Füllen von Pools einzuschränken. Grünflächen in touristischen Anlagen dürfen nur bewässert werden, um die Pflanzen am Leben zu halten. Das Gleiche gilt für die Greens und Tees der Golfplätze. Vier Golfplätze werden derzeit mit aufbereitetem Abwasser bewässert. Diese Zahl soll bis 2027 auf 12 und bis 2030 auf 32 ansteigen (insgesamt gibt es 40 Golfplätze). Frederico Brion Sanches vom Nationalen Rat der Golfindustrie ist der Ansicht, dass der Golfsektor mit einem Anteil von 6 % des Wasserverbrauchs nicht das Hauptproblem darstellt. Natürlich sei es wichtig, Wasser zu sparen, jedoch warnte er: „Wenn uns das Wasser ausgeht und die Golfer fernbleiben, werden auch alle anderen Branchen wie Hotellerie, Gastronomie oder Autovermietungen Einbußen verzeichnen.“
Zur Überwachung der Maßnahmen wurde eine Arbeitsgruppe eingerichtet, in der Organisationen wie AMAL, die regionale Entwicklungskommission CCDR und die Umweltagentur APA vertreten sind, sowie fünf technische Gruppen (Landwirtschaft, Binnenverbrauch, Tourismus, Sensibilisierung und Durchsetzung). AMAL-Chef António Pina gab zu, dass die Botschaft „keine frohe für die algarvios“ sei, erinnerte aber daran, dass „sich alle an den Bemühungen beteiligen müssen“. Auch an die nächste Regierung richtete er eine Botschaft: „Die Algarve kann und wird die Landwirtschaft nicht aufgeben. Wir werden von der neuen Regierung verlangen, dass sie in Zukunft mehr auf die Wasserversorgung achtet“. Denn die regionalen Behörden befürchten, dass die bereits geplanten Maßnahmen zur Stärkung der regionalen Wasserresilienz (Entsalzungsanlage, Wasserumleitungen, usw.) „nicht für die kommenden 30 Jahre ausreichen werden“.