Vom Samen bis zum Kunstobjekt
Lampen aus Kalebassen sind weit verbreitet, aber Sara Baronete beweist, dass die Flaschenkürbisse vielen anderen Zwecken dienen können und uns beim Betrachten schmunzeln lassen.
Nach einem ereignisreichen Leben, das Sara Baronete von Mosambique nach Portugal und später nach Belgien, in die Schweiz und die Niederlande führte, wo sie als Reinigungskraft startete und zuletzt 14 Jahre als Saaldienerin im niederländischen Parlament tätig war, ließ sie sich vor fast drei Jahren im sonnigen Süden Portugals nieder. Zur Ruhe setzte sie sich allerdings nicht. Vor allem nicht, nachdem sie die Kalebassen-Kunst für sich entdeckte.
„Es war reiner Zufall“, beginnt Sara zu berichten. „Eine Nachbarin schenkte mir zwei Flaschenkürbisse. Ich hatte seit Ewigkeiten keine gesehen und freute mich sehr. Da ich es liebe mein Haus und Grundstück hübsch zu gestalten, beschloss ich die beiden Kalebassen weiß zu bemalen und als Deko im Garten aufzustellen“. Eine davon fiel einer stürmischen Nacht zum Opfer, die andere gewann dadurch ein neues Leben. „Ich war so traurig über den Verlust der Kalebasse, dass ich mich der anderen noch einmal widmete und schließlich aus ihr ein Vogelhäuschen zauberte“. Das war der Startschuss von Cabaças do Amor, der Kalebassen der Liebe. „Jeder, der uns besuchte, war von unserem Vogelhäuschen begeistert“, erinnert sie sich. „Ich sah welch Freude die Kalebasse auslöste, beschloss weitere zu machen und tauschte meine alfarrobas bei der Nachbarin gegen Kürbisse ein“, berichtet sie lächelnd.
Mittlerweile baut sie eigene im Garten an. „Ein Abenteuer und stets eine Überraschung! Denn wir haben keinen Einfluss auf die Größe oder Form. Zudem hängt das Ergebnis nicht nur von der Pflege ab, sondern auch von der Witterung“, so Sara. Nach der Ernte legt sie die Flaschenkürbisse zum Trocknen aus, was je nach Größe bis zu acht Monaten dauern kann. Danach haben sie ein Vielfaches an Gewicht verloren. Hübsch sehen die Flaschenkürbisse in diesem Stadium nicht aus, da die Außenhaut noch fest haftet.
Es folgt eine mühsame und zeitintensive Reinigung, für die die Flaschenkürbisse eingeweicht werden, um das Fruchtfleisch und die Kerne zu lösen und die Reste der Zellwände zu entfernen. Danach trocknet Sara die Kalebassen erneut, imprägniert sie später mit einem Mittel gegen Keime, lässt sie wieder trocknen, schleift sie und kann dann erst ihren Bleistift spitzen und der Kreativität freien Lauf lassen. Bei manchen wird das Motiv aufgemalt, bei anderen erfolgt ein Loch nach dem anderen. „Jedes einzelne Loch muss geschliffen werden. Das ist ein Riesenaufwand! Aber notwendig, um ein zufriedenstellendes Ergebnis zu erreichen“, betont Sara.
Seit den ersten Kalebassen hat sie sich eine beachtliche Werkzeugsammlung angeschafft. „Die Not und die Erfahrung haben mir gezeigt, welche Werkzeuge ich brauche, welche Farben sich eignen, denn schließlich müssen sie sowohl Hitze als auch Regen standhalten“, erklärt sie. Obwohl sie sich ein Atelier eingerichtet hat, in dem sie die Kalebassen bemalt, erfolgt die meiste Arbeit im Freien. „Am liebsten arbeite ich im Garten, in der Gesellschaft unserer beiden Eseldamen Elizabeth und Charlotte, unserer Hunde Kira und Wortel und dem Vogelgezwitscher“, so Sara strahlend.
Die Muse scheint ihr dabei nicht auszugehen. Neben wunderschönen Lampen fertigt sie bunte Blumentöpfe und Vogelhäuschen, elegante Schwäne, Hühner, Vögel und Eulen sowie diverse Puppen und lustige Zeichentrickfiguren. Zu Ostern kommen Hasen und zu Weihnachten Krippen hinzu.
„Die Flaschenkürbisse eignen sich hervorragend zur Herstellung von dekorativen Objekten, da sich die Außenhaut durch die Trocknung verholzt. Eine getrocknete Kalebasse ist sehr stabil und resistent. Darüber hinaus ist ihre Haltbarkeit fast unbegrenzt“, erklärt die Künstlerin. Derzeit erweitert sie ihr Angebot mit Ketten: Miniaturkalebassen, die an einer Kette aus misangas (Perlen) hängen – eine kleine Hommage an ihre afrikanischen Wurzeln.
Ihre Kalebassen-Kunst bietet Sara auf diversen Kunsthandwerks- und Flohmärkten in der Algarve an, u. a. jeden ersten Samstag in Silves und jeden dritten Samstag in Ferragudo. In diesem Monat wird Sara zudem an einer Messe auf dem Fatacil-Gelände in Lagoa (8. – 10.) und am Lota Cool Market in Portimão (21. – 24.) teilnehmen.
Wer Lust hat die Kalebassen-Kunst zu lernen, kann sich für einen Workshop auf Saras Grundstück inmitten der Olivenhaine von Ribeira Alta bei Algoz anmelden.
Die Autodidaktin hat sich im Laufe der Zeit zu einer Perfektionistin entwickelt. „Zu Beginn war ich mit allen meiner Kalebassen zufrieden, mittlerweile bin ich meiner Arbeit gegenüber sehr kritisch“, erzählt sie ernst. Dass ihr Ehrgeiz ihr zum Erfolg verhilft, bewies sich bereits in den Niederlanden.
Text: Anabela Gaspar; Fotos: Anabela Gaspar; Cabaças do Amor in ESA 07/2022
Cabaças do Amor
Sara Baronete
Ribeira Alta, Algoz
Mob.: 965 325 450
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