Aus alt wird neu
Bruno Martins verwandelt alte Möbelstücke und recyceltes Holz in hochwertige Küchenutensilien. Altmodische Bettkopfteile erwachen zu einem neuen Leben als moderne Küchenbretter, alte Tischbeine als elegante Serviertabletts oder Untersetzer. Der Fantasie sind keine – oder wenige – Grenzen gesetzt
Seit etwa zwei Jahren zaubert Bruno an seiner Werkbank Neues aus Altholz – richtig, die Pandemie war schuld. Es waren schwierige Zeiten für Handwerker wie Bruno, der Wartungs- und Renovierungsarbeiten durchführte. Viele wurden aus Angst vor Ansteckung nicht ins Haus gelassen. Und natürlich die Lockdowns. Kurzgefasst: Bruno war viel zu Hause und musste sich die Zeit vertreiben. Da er schon immer handwerklich begabt war – praktisch alles in seinem Haus hat er selbst hergestellt – und eine relativ gut ausgestattete Werkstatt besitzt, begann er diverse Küchenutensilien und Deko-Objekte zu kreieren. „Meine Frau meinte, dass die Sachen nicht schlecht aussehen und ich es auf einem Handwerksmarkt versuchen sollte. Als diese in Loulé wieder aufgenommen wurden, ging ich an einem Samstag hin und hatte in der Tat Erfolg. Seitdem widme ich mich nur noch dieser Arbeit. Als 50-Jähriger wurden mir die Renovierungsarbeiten auch schon etwas zu hart“, erzählt Bruno gut gelaunt.
Wenn ich mir seine Wohnung ansehe, wage ich zu behaupten, dass es nichts gibt, was Bruno nicht zustande bringen oder in etwas Neues verwandeln kann. Er hat das alte traditionelle Haus seiner Großmutter in ein modernes lichtdurchflutetes Haus umgewandelt und viele der Möbelstücke selbst hergestellt. Zur Einrichtung gehören Stehlampen, die Bruno aus Besenstielen und Eisenbehältern schuff sowie Couchtische, die er aus ausgedienten Waschmaschinentrommeln kreierte. Bruno aber bremst meinen Enthusiasmus: Größere Möbel kann er nicht umsetzen, da er dafür weder den Raum noch das nötige Industriewerkzeug besitzt. Immerhin hat er aber vor Kurzem zwei Nachttische auf Bestellung angefertigt.
In der feinsäuberlich organisierten Werkstatt reihen sich Bett- und Tischbeine in einer Ecke, in einer anderen Bettseiten- und -kopfteile, daneben stapeln sich Verzierungen von antiken Möbelteilen. Auch alte Schränke und Regale nimmt Bruno auseinander und bastelt Neues daraus. „Mit modernen Möbeln kann ich leider nichts anfangen, da ich massives Holz verwende“, so Bruno augenzwinkernd. In seiner Werkstatt liegen vor allem Kiefer, Mahagoni, Nussbaum und Buche.
Das Altholz wird mit handwerklich großer Kompetenz in einzigartige Küchen- und Brotschneidebretter, Serviertabletts, Untersetzer, Salz- und Pfeffermühlen oder in Küchenhelfer wie Pfannenwender, Küchenzange, Buttermesser oder Minischaufel verwandelt. Natürlich achtet Bruno bei der Herstellung darauf, nur lebensmittelverträgliche Öle und Wachse zu verwenden. Einige Utensilien werden aus einem Holzstück geschnitten, andere aus recyceltem Holz zusammengeklebt. Selbst aus kleinen Holzstücken, die er bei anderen Objekten abschneidet, zaubert er Küchenbretter mit Schachbrettmuster und aus schmalen Holzlatten und alten Bremskabeln werden Untersetzer. Ständig kommen ihm neue Ideen.
Seit Kurzem ist Bruno mit seinen Küchenutensilien Teil des QRER-Projektes, das junge Kunsthandwerksunternehmen unterstützt. Unter anderem steht ihm durch die Cooperativa QRER ein Business Manager zur Seite, der Bruno bei der Entwicklung seines Geschäftsplans hilft, und er beteiligt sich am Algarve Craft & Food Projekt, bei dem vier Handwerker und zwei Designer gemeinsam neue Produkte für den Gastronomiebereich entwickeln. „Die Vernetzung und die Zusammenarbeit, der Austausch von Erfahrungen und Wissen, sind sehr bereichernd. Einigkeit bedeutet Stärke. Und durch dieses Projekt öffnen sich Türen“, so Bruno überzeugt. „Wenn es keine Unterstützung von Seiten solcher Projekte oder der Rathäuser gäbe, wie das von Loulé, das keine Gebühren für die Teilnahme an den mercadinhos verlangt, wäre es sehr schwierig. Die Leute ziehen es vor, Küchenbretter in billigen Einrichtungsgeschäften zu kaufen. Sie sind zwar günstig, halten aber auch nur ein Jahr, während die von Bruno ein Leben lang halten“, fügt seine Frau hinzu.
Bruno ist mit seiner Marke Two Dogs, unter der er vor einigen Jahren Surfbretter herstellte, jeden dritten Samstag auf dem Themenmarkt Recycling in Loulé anzutreffen sowie in Tavira und wird am 2. Oktober auf dem Mercadinho de Outono in Cacela Velha vertreten sein.
Text und Fotos: Anabela Gaspar in ESA 10/2022
Two Dogs
Bruno Martins
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