(Zucker)süßes aus der Algarve
Der Mandelbaum ist eines der Wahrzeichen der Algarve, die Mandel von der regionalen Zuckerbäckerei nicht wegzudenken. Ab diesem Monat wird der ansonsten unauffällige Mandelbaum durch seine weiß-rosa Blütenpracht die Aufmerksamkeit auf sich ziehen
Laut der Legende der Mandelblüten soll der Mandelbaum während der islamischen Herrschaft in der Algarve eingeführt worden sein. Der Maurenkönig Ibn-Almundim verliebte sich in eine nordische Prinzessin und heiratete sie. Doch obwohl Ibn-Almundim seiner jungen Königin jeden Wunsch erfüllte, wurde sie im Laufe der Zeit immer melancholischer. Eines Tages bat ein alter Mann aus dem Norden mit Ibn-Almundim sprechen zu dürfen. Er sagte ihm, dass die Königin Sehnsucht nach den schneebedeckten Landschaften ihrer fernen Heimat hätte. Monate vergingen, ein neues Jahr begann und die Königin wurde immer trauriger. Doch eines Februarmorgens führte der König seine Geliebte auf einen Turm der Burg. Sie verharrte sprachlos: Eine weiße Decke breitete sich über Täler und Hügel. Der König hatte tausende Mandelbäume pflanzen lassen. Die weißen Blüten dieser ließen nun die Landschaft wie von Schnee bedeckt weiß erstrahlen und auch das Gesicht der Königin strahlte vor Freude. Der Mandelbaum bringt uns jedoch nicht nur die Blütenpracht, sondern auch die Mandeln. Diese werden seit jeher in der regionalen Zuckerbäckerei zu himmlisch schmeckenden aber auch kalorienreichen Versuchungen verarbeitet. Zu den bekanntesten zählen die Doces finos, die unter ausländischen Residenten und Touristen als Marzipan-Figuren bekannt sind und ein beliebtes Mitbringsel sind. Die kleinen, bunten, mit Fios de ovos (Eierfäden) gefüllten Figuren werden aus Mandelkern, Zucker und Wasser oder Eiweiß gemacht und mit viel Liebe und Geduld geformt. Traditionell stellen sie Obst, Gemüse oder Tiere aus dem täglichen Leben der Algarvios dar: Hühner, Kaninchen, Meerestiere, Wassermelonen aber auch Blumen, vor allem die Mandelblüte. Der Fantasie sind jedoch keine Grenzen gesetzt und mittlerweile sind die Figuren immer kunstvoller. Wer Familie und Freunden eine Freude bereiten will, kann es ja mal ausprobieren! Doce fino ist eigentlich ein Überbegriff für verschiedene Kuchen und Kleingebäck aus Massapão, alias Maçapão (Marzipan), wie der Morgado oder die Morgadinhos, die mit Eierfäden und Kürbismarmelade (Gila) gefüllt werden und einen Zuckerguss erhalten, oder die Rolhas de Maio, die genau die gleichen Zutaten, aber eine andere Form haben. Die bunten Figuren werden neben doce fino auch doce regional oder doce regional algarvio und bolinhas de amêndoa genannt. Die üblichste Bezeichnung ist doce regional, obwohl dies natürlich auch wieder der Überbegriff für Süßspeisen aus der Region ist.
Anabela Gaspar
ESA 01/14