Erfrischend (und) abwechslungsreich
Die Rundwanderung ,,Terras da Ordem“ eignet sich perfekt für Juni-Tage, denn die Hälfte des Weges verläuft entlang der Flüsse Ribeira de Odeleite und Ribeira da Foupana, wo es viele Erfrischungsmöglichkeiten gibt
Nahe Odeleite in der Ostalgarve hebt sich das Grün der Pinien des Nationalen Waldes ,,Terras da Ordem“ von der umliegenden Landschaft ab. In diesem 1.366 ha großen Pinienwald, der einst dem Christus-Orden gehörte und 1834 nach Abschaffung der religiösen Orden verstaatlicht wurde, gibt es einen 12 km langen ausgeschilderten Wanderweg, der es Naturfreunden erleichtert, den Wald zu erkundigen. Wir starten bei der Casa do Guarda, einst Unterkunft der Förster, heute dem Verfall überlassen. Meine Begleiterin und ich beschließen den Weg rechts zu nehmen. Schon bald befinden wir uns im Schatten der Pinien und genießen die Frische. Nach wenigen Metern stehen wir an der ersten schlecht ausgeschilderten Gabelung. Der richtige Weg ist der kleine Abstieg nach links und dann weiter links um den Garten vorbei, der früher der Versorgung der Arbeiter der Terras da Ordem diente. Aus allen Richtungen hören wir Vogelgezwitscher. Leider kann ich anhand des Singens nicht erkennen, um welche Vögel es sich handelt. Laut Führer sollen es u.a. Provencegrasmücken, Haubenmeisen und Blauelstern sein. Auch vernehmen wir das leise Wasserrauschen des Barranco do Cavalo. Es ist dieser kleine Nebenfluss der Ribeira de Odeleite, der dazu führt, dass die Flora hier so prächtig gedeiht. Schon bald verlassen wir den dichtbewachsenen Pinienwald und blicken auf eine typische Ostalgarve-Landschaft. In der Luft mischen sich die Düfte von Pfriemengras, Ginster, Lack-Zistrosen und Rosmarinarten. Am kleinen Stausee angekommen, beobachten wir am gegenüber liegenden Hang ein Wildkaninchen, das sich dieses Habitat mit Feldhasen, Füchsen, Genetten und Wildschweinen teilt. Zwei Rebhühner fliegen schnell davon, als sie unsere Stimmen vernehmen. Der Wald war 1993 für zehn Jahre als Jagdgebiet eingestuft worden. 2001 beschloss die Regierung allerdings Jagdverbot zu verhängen, da es ein wichtiges Brutgebiet verschiedener Vogelarten ist. Rund um die Terras da Ordem gibt es jedoch mehrere Jagdgebiete von lokalen Vereinen. An der Gabelung kurz nach dem Stausee vermissen wir erneut einen Wegweiser. Nachdem wir rechter Hand etwas hoch gelaufen sind, entdecken wir am unteren Weg an einer Baumrinde die rot-gelbe Markierung zur Orientierung. Ein schneller Querfeldeinlauf bergab bringt uns wieder auf die richtige Route. 3,5 km später erreichen wir Guarda das Perreiras. Vor uns liegt die Ortschaft Odeleite, unten im Tal der gleichnamige Fluss. Als wir den Abstieg sehen, der zum Flussufer führt, wollen wir unseren Augen nicht trauen. Es geht steil bergab, und wir empfinden es zuerst als eine Zumutung, dass hier jemand heruntersteigen soll. Doch wir täuschen uns, der Abstieg verläuft problemlos. Die Wanderung führt links Richtung Pernadas weiter. An der Ribeira de Odeleite reihen sich die Obst- und Gemüsegärten der Anwohner, einer gepflegter als der andere. Kurz vor Pernadas sehen wir den wohl größten Johannisbrotbaum, dem wir je begegnet sind. Einige Meter weiter stehen wir erneut vor der Qual der Wahl: rechts oder links? Der Weg nach rechts dient wohl nur dem Zugang zu den Gärten, denke ich mir und wähle den Weg nach links, der sich wenig später auch als der richtige erweist. An der kürzlich renovierten Wassermühle von Pernadas vereinen sich die Ribeira de Odeleite und die Ribeira da Foupana zu einem einzigen Wasserlauf, der 4 km weiter östlich in den Guadiana-Fluss fließt. Ab hier geht die Wanderung entlang des Foupana-Ufers Richtung Tenência. Steineichen, Oliven- und Johannisbrotbäume begleiten den kurvenreichen Fluss. Unter einem der Olivenbäume am Straßenrand nehmen wir eine kleine Stärkung zu uns. Getreu dem Sprichwort ,,In Rom wie ein Römer leben“ haben wir Brot und Chouriça aus Odeleite dabei. Satt wandern wir weiter, doch langsam sind wir etwas erschöpft und mit der Chouriça im Magen werden wir etwas langsamer. Deshalb beschließen wir an einer Stelle, wo der Weg eine große Schlinge macht, schnell den Hang runter zu laufen und auf der anderen Seite wieder hoch. Gleich danach erreichen wir eine Oase. Bei den Ruinen der alten Wassermühle Moinho do Carvão können wir uns im Fluss erfrischen. Wie kleine Kinder stürzen wir ins Wasser, erfrischen Füße, Gesicht und Kehle. Nicht unbedingt in dieser Reihenfolgen, wohl bemerkt. Mit der kleinen Esspause hätten wir bis hier warten sollen. Im Schatten des Schilfs wäre ein Picknick angenehmer gewesen. Ungern verabschieden wir uns von dieser Idylle. Der Weg führt nach einigen Metern links in die Hügellandschaft. Hier treffen wir den ersten Menschen seit Beginn der Wanderung. Kein Ziegenhirt oder Bauer, sondern ein englischsprachiger Resident, der die Schönheit und die Ruhe dieser Landschaft zu schätzen weiß und sich hier ansiedelte. Dann geht es bergauf. Unsere Beine wollen nicht mehr so recht. Aber wir schaffen es und kommen zu unserem Erstaunen in Tenência an. Laut Wanderführer sollten wir südlich am Ort vorbeilaufen. Wohlmöglich war es unser kleiner Abstecher bei der Wegschlinge, der uns vom richtigen Weg abbrachte. Ich folge zwei Männerstimmen und bekomme nicht nur die Anweisungen, um auf den Wanderpfad zu stoßen, sondern auch frisches Wasser. Sie bieten sich sogar an, uns mit dem Auto zur Casa do Guarda zu fahren. Dankend lehnen wir ab. Obgleich etwas erschöpft, haben wir uns vorgenommen die 12 km zu gehen und wollen nicht mogeln. Aber nett ist das Angebot auf jeden Fall. Kurz darauf zweigt der Weg rechts zur asphaltierten Landstraße ab. Wir müssen jedoch links abbiegen und kreuzen wenig später ein letztes Mal einen kleinen Wasserverlauf, bevor wir auf einem Weg, der parallel zur Landstraße verläuft, erneut in den Pinienwald kommen. Der Wachturm in der Ferne lässt uns wissen, dass wir bald an unserem Ziel sind. Hier ist der Wald nicht so dicht bewachsen wie am Startplatz der Wanderung, trotzdem sind wir für den Schatten dankbar. Nach viereinhalb Stunden erreichen wir unser Ziel. Ich hatte zwar erwartet, dass die Wanderung hauptsächlich durch den Pinienwald führen würde, doch bin ich keineswegs über den Verlauf enttäuscht. Ganz im Gegenteil. Die Route bietet unterschiedliche, abwechslungsreiche Landschaften. Jede hat ihren eigenen Reiz.
Anabela Gaspar
Distanz: 12 km Modalität: Fußweg/BTT Schwierigkeitsgrad: Mittel Mitzunehmen: Wanderschuhe, leichte Kleidung, Hut, Badesachen, Wasser, Essen, Sonnencreme Wegbeschreibung: IC27 Richtung Beja/Mértola 4 km nach der Ortschaft Odeleite Ausfahrt Furnazinhas/Tenência An der Kreuzung nach links Ca. 1 km danach links abbiegen zur ,,Casa do Guarda“ (ausgeschildert)
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