Nach 18 Monaten Verhandlungen hat die Regierung eine Einigung mit den Ärzten erzielt. Diese Vereinbarung sieht keine Änderungen an der regulären Arbeitszeit vor und ist vorläufig, d. h., dass die Parteien nach den Neuwahlen im März erneut verhandeln werden. Zudem wurde die Vereinbarung nur von einer der beiden Gewerkschaften, nämlich der Sindicato Independente dos Médicos (SIM), unterzeichnet, während die Federação Nacional dos Médicos (FNAM) die Verhandlungen abgebrochen hat. Die Streiks, die zur Schließung von Notaufnahmen und Fachabteilungen im ganzen Land geführt haben – und noch führen –, wurden durch die Ablehnung von Überstunden über dem gesetzlich festgelegten Maß (150 Stunden pro Jahr, obwohl Ärzte im Durchschnitt mehr als das Doppelte leisten) gerechtfertigt. Allerdings scheint die Gehaltserhöhung von bis zu € 400 für alle Ärzte ab diesem Monat die Gemüter beruhigt zu haben.
Die Gehaltserhöhung aus diesen Verhandlungen wird für alle Ärzte gelten und niedrigere Gehälter bevorzugen. Für Ärzte, die in öffentlichen Krankenhäusern tätig sind, liegen sie zwischen 6,1 % und 15,7 %. Die rund 2.000 Fachärzte für Allgemeinmedizin, die Anfang dieses Jahres in sogenannte „Familienärztliche Einheiten“ (Unidades de Saúde Familiar) wechseln, werden jedoch eine Gehaltserhöhung von rund 60 % erhalten und Ärzte im primären Gesundheitswesen und in Krankenhäusern, die dem Vollzeitregime beitreten möchten (d. h. exklusiv im nationalen Gesundheitsdienst arbeiten), erhalten ab diesem Monat eine Gehaltserhöhung von etwa 43 %.
Jorge Roque da Cunha vom SIM betont, dass diese Vereinbarung versucht, „den Portugiesen etwas Ruhe zu geben“, und gleichzeitig „einige Verbesserungen“ für die Ärzte vorsieht. Joana Bordalo e Sá von FNAM, die zuletzt eine Gehaltserhöhung von 23 % forderte, hielt das Angebot der Regierung für inakzeptabel. Sie kritisiert die „willkürliche“ Erhöhung je nach Art von Ärzten.
Während Ärzte eine Erhöhung von etwa 15 % erhalten werden, wird die Gehaltserhöhung im öffentlichen Dienst voraussichtlich 3 % betragen. Es stellt sich die Frage, was Lehrer und Krankenpfleger zu diesen Gehaltserhöhungen sagen, da ihre eigenen Forderungen, darunter die Anrechnung aller geleisteten Dienstjahre für Beförderungen, vom Staat hartnäckig abgelehnt werden, mit der Begründung, dass im Staatshaushalt kein Cent übrig ist. Und was sagen Mindestlohnempfänger, die statt € 760 pro Monat satte € 820 erhalten werden?
Der Bildungsminister sagte mittlerweile, dass die Anrechnung der Dienstzeit der Lehrer in der nächsten Legislaturperiode erfolgen könnte, „sofern dies für den gesamten öffentlichen Dienst umsetzbar“ sei, Warum wird dasselbe Prinzip nicht auch auf die 15-prozentige Erhöhung angewendet?
Für Unmut unter der Sicherheitspolizei PSP sorgt indessen der vor Kurzem vom Ministerrat beschlossene monatliche Gefahrenzuschlag für Beamte der Kriminalpolizei PJ, der im Durchschnitt € 700 beträgt und 14 Mal im Jahr ausgezahlt werden soll. Die PSP-Beamten erhalten hingegen € 68. Die Gewerkschaft lässt zwischen den Zeilen durchblicken, dass sie dies als Strafe dafür sieht, dass es die PSP war, die die Ermittlungen leitete, die zum Sturz der Regierung führte, und der PJ diesen Zuschlag gibt, um in Zukunft die Kriminalermittlungen kontrollieren zu können.