Zweimal im Jahr veranstalten Karl Heinz Stock und das Team von Quinta dos Vales einen „Tag der offenen Tür“. Wer bei diesem Event schon einmal dabei war weiß, dass das Weingut an diesem Tag noch einiges mehr zu bieten hat als an gewöhnlichen Tagen. Nicht nur die neuen Weiß- und Roséweine, die schon über 90 mal auf internationaler Ebene prämiert wurden, werden vorgestellt, darunter der neue Top-Wein „2011 Dialog“, und zur Verkostung angeboten, sondern die Quinta verspricht umfangreiche Animation mit Show-Kochen, Tanz und Musik, regionale Produkte und Kunst. Auch Bogenschießen steht auf dem Programm. Die diesjährigen Aussteller widmen sich vor allem zwei Kategorien: Kunst und Gastronomie. Modeschmuck, Deko-Objekte aus wiederverwerteten Materialien wie Karton, Skulpturen aus Pappmaché, Keramik und Gemälde sind im Angebot; für das leibliche Wohl wird mit Spanferkel, Wurstwaren, Käse, Honig, Olivenöl und Likören aus der Algarve gesorgt sowie mit vegetarischen Snacks und Sushi, kalorienreichen, unwiderstehlichen Schokoladenbonbons mit Feige, Orange, Mandel und Johannisbrot, karamellisierten Früchten und dem traditionellen portugiesische Osterkuchen Folar. Besucher können den Weinkeller besichtigen, durch die Weinberge und die Gärten des Anwesens schlendern und dabei eine Vielzahl von Skulpturen bewundern oder die 80 in Stein geschlagenen Stufen zu dem 40 Meter tiefen, alten Brunnen hinab steigen, den laut einer örtlichen Legende die Mauren entdeckten. Im hinteren Teil der Quinta gibt es zudem einen kleinen Zoo mit Hirschen, Ziegen, und vietnamesischen Schweinen. Die rund 2.000 Besucher, die jeweils an den Tagen der offenen Tür gezählt wurden, sind ein Beweis dafür, dass sich die Veranstaltung im Laufe der Zeit immer weiterentwickelt hat und stets ein Erfolg ist. Das Ziel des ersten „Tag der offenen Tür“ war es, „uns den Bewohnern aus der Umgebung vorzustellen, ihnen zu zeigen, was wir hier machen“, erinnert sich Karl Heinz Stock, der die Algarve im Jahr 1996 entdeckte und sich sofort in die Region verliebte. Die Quinta übernahm er erst Anfang 2007, „nach einem zweiten misslungenen Versuch, in Rente zu gehen“, erzählt der dynamische Unternehmer gut gelaunt. Seit geraumer Zeit wollte der passionierte Weinliebhaber den edlen Tropfen selbst produzieren und hatte begonnen auf zwei Hektar im Raum Silves Wein anzubauen. Er wusste jedoch, dass man mindestens 20 Hektar braucht und daher suchte er nach einem passenden Grundstück oder einem bestehenden Weingut. In Estômbar wurde er dann schließlich fündig. Die ersten Schritte im neuen Unternehmen waren der Bau eines neuen Weinkellers und der Austausch von zirka 80 Prozent der bestehenden Weinreben. Unter Beratung der beiden Top-Önologen Dorina Lindemann und Paulo Laureano ließen Karl Heinz Stock und seine Önologin Marta Rosa neue Rebsorten wie Syrah, Cabernet Sauvignon, Aragonez und Viognier anpflanzen sowie die für die Algarve absolut exotische Rebsorte Alvarinho, die ansonsten nur in Nordportugal für den Vinho Verde angebaut wird. „Alle sagten mir, dass diese Rebsorte in der Algarve nicht funktionieren würde. Ich war jedoch fest davon überzeugt und der Beweis dafür, dass ich Recht hatte, ist, dass wir dieses Jahr die erste Monovarietät aus Alvarinho auf den Markt bringen“, erzählt Karl Heinz Stock. Innerhalb von sieben Jahren wurde die Quinta dos Vales zu einem der erfolgreichsten Weingüter der Algarve. In den letzten vier Jahren wurden die Weine „Marquês dos Vales” wiederholt zum besten Algarve-Wein des Jahres ausgezeichnet. Auch international erreichten die Weine große Anerkennung und erhielten bei renommierten Weinwettbewerben wie dem Concurs Mondial de Bruxelles oder der Wine Challenge mehrfach Gold-Medaillen. Für diesen enormen Erfolg innerhalb so kurzer Zeit hat Karl Heinz Stock eine einfache Erklärung: „Wir haben die gleichen Voraussetzungen wie die anderen Weinbauern, das gleiche Terroir. Was uns unterscheidet, sind unsere Arbeitsmethoden. Ein kleines Weingut kann nicht überleben wenn man das gleiche wie die anderen macht, daher setzte ich auf Qualität und eine Art Boutique-Weingut, mit einer maximalen Produktion von 130.000 Litern, was zirka 170.000 Flaschen pro Jahr entspricht“. Jeder Schritt im Prozess ist bestens durchdacht und zielt auf höchste Qualität ab. Zweimal im Jahr erfolgt eine Ausschneidung der Reben, um den Ertrag um 50 % bis 75 % zu reduzieren und dadurch die Qualität der Trauben zu erhöhen. Die Weinlese erfolgt per Hand, der Transport der Trauben im Kühltransporter, um eine wilde Fermentation zu verhindern. Die Trauben werden im Weinkeller solange gekühlt, bis sie per Hand auf dem Band ausgelesen werden. Die Pressung der Trauben erfolgt genau bis zu dem Punkt, an dem die Samen nicht geschädigt werden, was zu unerwünschten Tanninen führen könnte. Zu guter Letzt ist hohe Präzision im Weinkeller wichtig. „Wenn die Trauben keine gute Qualität haben, kann man keinen guten Wein herstellen. Aber wenn man in der Adega nicht sauber arbeitet, nützen auch keine guten Trauben. Beides muss stimmen“, fasst Karl Heinz Stock zusammen.
Anabela Gaspar
04/14