Erfolg versprechend
Ab kommenden Monat können die Weinberge und der Weinkeller von Arvad Wine, dem jüngsten Weinproduzenten der Algarve, besucht werden. ESA berichtet, was es dort sonst noch zu entdecken gibt
Text: Anabela Gaspar in ESA 05/21
Unweit der Freizeitanlage Sítio das Fontes bei Estômbar wachsen und gedeihen seit 2016 an Hängen nahe des Arade-Flusses Weinreben. Die roten Sorten Alicante Bouschet, Touriga Nacional und Cabernet Sauvignon belegen sechs Hektar, drei weitere sind mit den weißen Reben Alvarinho, Arinto und Sauvignon Blanc bestockt. Zuvor betrieb Pedro Garcia de Matos auf dem insgesamt 20 Hektar großen Grundstück Viehzucht. Doch nachdem sein Freund Bernardo Cabral, einer der bekanntesten portugiesischen Önologen, das Grundstück besuchte und von dem Terroir begeistert war, mussten die Tiere den Weinreben weichen. Pedro, ein vielseitiger Unternehmer, der neben der Viehwirtschaft auch im Immobiliensektor tätig und zudem ein Weinliebhaber ist, war schnell überzeugt. Die erste Lese fand im Sommer 2019 statt, im darauffolgenden Jahr kamen die ersten Arvad-Weine, für die natürlich Bernardo Cabral verantwortlich zeichnet, auf den Markt: Ein Weißer und ein Roter, die jeweils ein Verschnitt der genannten Rebsorten sind, sowie ein Rosé, der zu gleichen Teilen aus Touriga Nacional und Cabernet Sauvignon vinifiziert wurde. Letzterer konnte sogleich die Gold-Medaille bei einer Blindverkostung des Fórum de Enólogos gewinnen. Dabei handelt es sich um eine Veranstaltung des Weinclubs Enoteca, der seit 1984 zweimal im Jahr renommierte Önologen zu einer Blindverkostung lädt.
Der Weißwein und der Rosé sind leicht und fruchtig mit frischer Säure, der Rotwein eine elegante Kombination aus reifen roten Früchten und balsamischen Noten, der auch leichte Gewürz- und Vanillenoten entfaltet. Die Eigenschaften der Weine, insbesondere die Frische und die Säure, sind dem Terroir zu verdanken. Das Grundstück ist den nördlichen Winden ausgesetzt, was zu großen täglichen Temperaturschwankungen führt, hinzu kommen das mediterrane Klima mit atlantischem Einfluss, ergänzt durch einen kalkhaltigen Lehmboden.
Welche Überraschungen der sortenreine Arvad Touriga Nacional 2019 und der Arvad Reserva Tinto 2019 parat halten, wird man in diesem Sommer erfahren. Noch lagern sie in französischen Eichenfässern. Zeitgleich sollen auch die Erzeugnisse der zweiten Weinlese auf den Markt kommen.
Im Juni soll der Weinkeller fertiggestellt sein und die ersten Besucher für Besichtigungen und Weinproben begrüßt werden. Die Vinifizierung wird nach wie vor im Weinkeller der naheliegenden Quinta da Vinha stattfinden, wo neben Cabrita Wines und Arvad noch drei weitere regionale Produzenten ihre Weine keltern. Die Lagerung in Edelstahltanks, Eichenfässern und Tonamphoren wird danach im Weinkeller von Arvad, mit Blick auf die umliegenden Weinberge und den Fluss, dem Namensgeber der Weine, erfolgen.
Einst von Phöniziern, Griechen, Karthagern, Römern und Arabern befahren, sollen es die Phönizier gewesen sein, die dem Fluss den Namen „Arvad“ gaben, was in ihrer Sprache „Zufluchtsort“ bedeutete und sich im Laufe der Zeit zu Arade entwickelte. Die Phönizier sollen auch die ersten gewesen sein, die Wein in die Region einführten. Sie taten sich als große Weinhändler hervor, gründeten entlang der Küste Städte und Handelsstationen und verschifften den Wein, der im Hinterland angebaut wurde, in Terrakotta-Amphoren gelagert ins ganze Mittelmeergebiet. Davon zeugen auch Amphoren, die im Arade gefunden wurden. Pedro Garcia de Matos ließ sich also bei der Namensgebung und der Gestaltung seines Logos von der Geschichte inspirieren, denn eine Amphore schmückt das Flaschenlabel. Der Fluss wird zudem, wie zu Zeiten der Phönizier, als Wasserstraße dienen. Nicht um den Wein zu verschiffen, sondern um Gäste aus Portimão und Ferragudo zu empfangen. Nach einer kurzen Flussfahrt bis zur privaten Anlegestelle des Weinguts, geht es per Buggy durch die Weinberge zum Weinkeller. Für die Führungen wird Mariana Canelas zuständig sein. Eine ehemalige Flugbegleiterin, deren Interesse für Wein stetig wuchs, sodass sie auf ihren Weltreisen mehrere Weinworkshops besuchte und schließlich beschloss ihren Beruf aufzugeben, um einen Sommelier-Kurs in Peru zu belegen. Es folgte ein Praktikum im Weinkeller der Quinta da Vinha, wo Pedro Garcia de Matos sie entdeckte und an Bord holte.
Der „Zufluchtsort“, in dem die Reben seit 2016 ungestört wachsen, soll ab dem Sommer 2022 auch ein Refugium für Touristen werden. Geplant ist ein in der Natur eingebettetes Luxushotel mit 30 Zimmern, Restaurant und Spa, zu den Themen Wein und Arade-Fluss. Es soll eine Art Eco-Ressort werden, mit Wander- und Radrouten durch die Weinberge. Ein Angebot, das sich vom traditionellen Strand- und Golfangebot der Algarve unterscheidet, aber dennoch nur zehn Minuten von der Küste und vom nächsten Golfplatz entfernt liegt.
Erhältlich sind die Arvad-Weine im Online-shop auf der Webseite und bei regionalen Weinhändlern; demnächst auch bei Apolónia und im Weinshop des Weingutes. Zudem ist Pedro Garcia de Matos mit dem deutschen Weinhändler Sovino (sovino.co) in Verhandlungen.