Anfang Dezember verlor ein Frachtschiff aus Liberia 40 Seemeilen vor der Küste von Viana do Castelo seine Ladung. Die Container mit 26 t synthetischer Polymerkugeln, sogenannten Pellets, konnten nicht gefunden werden. Kurz darauf tauchten die ersten Plastikkügelchen an den Küsten von Galicien, Asturien und Kantabrien auf und Anfang Januar wurde in Nordspanien der Notstand ausgerufen. Bislang haben die Strömungen die Verschmutzung von der portugiesischen Küste ferngehalten, doch Forscher warnen davor, dass diese Plastikpartikel wahrscheinlich im Frühling nach Portugal gelangen, wenn sich die Strömungsrichtung ändert.
Die Seefahrtbehörde AMN überwacht die Situation in den portugiesischen Gewässern und bereitet einen Notfallplan vor. Laut der Umweltorganisation Zero ist jedoch „eine Eindämmung solcher Pellets trotz Vorkehrungen nicht möglich“.
„Die Pellets sind nach Autoreifen und Farben derzeit die drittgrößte Ursache für Mikroplastikverschmutzung“, so der sozialistische Europa-Abgeordnete João Albuquerque, Berichterstatter des EU-Richtlinienvorschlags über die Vermeidung der Freisetzung von Kunststoffgranulat zur Verringerung der Umweltverschmutzung durch Mikroplastik, der am 11. Januar in Brüssel diskutiert wurde. Vorsichtsmaßnahmen entlang der gesamten Lieferkette sollen die Freisetzung von Pellets um bis zu 74 % verringern, im Einklang mit dem europäischen Null-Schadstoff-Aktionsplan bis 2030 den Austritt von Mikroplastik in der Natur um 30 % zu reduzieren.
Kunststoffpellets sind der Rohstoff für die Herstellung aller Kunststoffe. 2021 wurden allein in der Europäischen Union schätzungsweise 57 Mio. t dieses formbaren Materials mit Polymeren produziert. Bei den meisten Pellets handelt es sich um Mikroplastik mit einer Größe bis zu 5 mm. Während der Herstellung oder anderer Prozesse in der Lieferkette kann ein Teil dieser Pellets in die Umwelt gelangen. Derzeit werden jedes Jahr zwischen 52.000 und 184.000 t Pellets in die Umwelt freigesetzt, da die gesamte Lieferkette unsachgemäß gehandhabt wird.
Im Meer können Plastikpellets von Meeresorganismen aufgenommen werden und so auch in die Nahrungskette der Menschen gelangen. Auch wirtschaftliche Aktivitäten wie Fischerei oder Tourismus können beeinträchtigt werden.