Das Naturschutzinstitut ICNF wird demnächst den Startschuss zur öffentlichen Diskussion über die Einstufung der Lagune am Praia dos Salgados als Naturschutzgebiet geben. Für Umweltschützer ist dies „die beste Nachricht der letzten Zeit“. Die öffentliche Diskussion läuft ab dem 7. Dezember und für 30 Tage u.a. über das Participa-Portal.
Die Umweltschützer begrüßen die Maßnahmen für das einzigartige Feuchtgebiet. Da die Lagoa dos Salgados eine Lagune im Küstengebiet ist, gilt sie laut der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie der EU (FFH-Richtlinie oder Habitat-Richtlinie; 92/43/EWG) als natürlicher und naturnaher Lebensraum von gemeinschaftlichem Interesse, für deren Erhaltung besondere Schutzgebiete ausgewiesen werden sollen. Das gleiche gilt für die festliegenden Küstendünen mit krautiger Vegetation (Graudünen). Laut der portugiesischen Gesetzgebung (Decreto-Lei Nr. 49/2005) müssten auch diese Dünen, da Lebens- und Nahrungsraum verschiedener Arten, unter Schutz stehen. Zudem sind die Lagune und das angrenzende Gebiet wichtige Lebens-, Nahrungs-, Vermehrungs-, Mauser-, Rast- und Überwinterungsstätte verschiedener unter Schutz stehender Vögel. Darunter 39 Spezies, die im Anhang I der besonders gefährdeten bzw. schutzwürdigen Arten der EU-Vogelschutzrichtlinie (79/409/EWG) aufgeführt sind und für deren Schutz so genannte Europäische Vogelschutzgebiete (auf Englisch: Special Protection Area, SPA) eingerichtet werden sollen. Bislang wurde dies jedoch nicht umgesetzt. Nun soll die Lagune als Naturreservat ausgewiesen werden.
Ein historischer Tag”, so Anabela Santos vom Umweltschutzverein Almargem. „Wir haben zwei Jahrzehnte lang dafür gekämpft, dass die Lagune einen Schutzstatus erhält. Die Feuchtgebiet-Studie, deren Ergebnis wir 2019 vorstellten, unterstrich die Bedeutung von Salgados und war damals ein weiterer Versuch, dieses Gebiet unter Schutz zu stellen „, erinnert sie sich. Auch João Ministro vom Naturtourismus-Unternehmen Proactivetur kämpft seit Langem für den Erhalt dieses Gebiets. „Das Feuchtgebiet zieht viele Touristen an. Bereits in den 1970er Jahren gab es Studien, laut denen die Lagoa dos Salgados unter Schutz stehen sollte“. Frank McClintock, ein Vogelbeobachter, der seit Ende der 1980er Jahre im Alentejo lebt und sich seit 10 Jahren für den Erhalt der Lagune einsetzt, teilt die Meinung der Umweltschützer. Zusammen mit seiner Frau rief er 2012 die Petition „Save Salgados“ ins Leben. „Bislang wurde nie etwas unternommen, um die Lagune zu schützen. Nun gibt es Hoffung“, so Frank.
Sollte das Feuchtgebiet als Naturreservat eingestuft werden, hoffen die Umweltschützer auch, dass das Megatourismusprojekt, das für das westlich angrenzende Grundstück geplant ist, nicht umgesetzt wird. Vorgesehen sind drei Hotels, etwa 350 Wohneinheiten sowie ein 18-Loch-Golfplatz auf 122.000 Quadratmetern. Im Dezember 2017 forderten sechs nichtstaatliche Umweltorganisationen (NGOs), dass der Bericht über die Einhaltung der Umweltauflagen für die erste Phase dieses Megaprojekts abgelehnt werden sollte. Im Gericht von Loulé läuft ein Prozess, bei dem sich die NGOs und die Projektträger gegenüberstehen. Die Umweltschützer fordern zudem die Anfechtung des Raumordnungsplan des Gebietes sowie der Umweltverträglichkeitserklärung des Projektes.
„Mit der Einstufung als Naturschutzgebiet dürfte der Bau eines solchen Megaprojekts noch komplizierter werden, weil das eine nicht zum anderen passt“, meint Domingos Leitão von der portugiesischen Gesellschaft für Vogelkunde SPEA. „Trotz des starken Drucks in den letzten Jahren, kann die Lagoa dos Salgados noch gerettet werden. Dieses Tourismusprojekt ist nicht mit einem Naturschutzgebiet vereinbar. Ich hoffe, dass es nicht zustande kommt oder dass es grundlegend umgestaltet wird“, meint auch João Ministro. Almargem wiederum hofft, „dass nun auch tatsächlich Maßnahmen zum Schutz des Gebietes ergriffen werden und das ganze Jahr über Aktivitäten angeboten werden, um die Lagune als wichtiges Vogelgebiet bekannter zu machen“.