Im Rahmen des Welttages der Feuchtgebiete, das seit 1997 am 2. Februar in Gedenken an die Ramsar-Konvention, ein internationales Übereinkommen über Feuchtgebiete von internationaler Bedeutung, begangen wird, fand gestern im Convent´Bio in Lagoa die Vernissage einer Ausstellung zum Thema Feuchtgebiete, mit Fokus auf Alagoas Brancas in Lagoa, statt. Anwesend waren der deutsche Ornithologe Dr. Manfred Temme, der über viele Jahre für ESA über die hiesige Vogelwelt berichtete und dessen Buch „Vögel der Algarve“ in unserem Verlag erschienen ist, sowie die Vorsitzenden der portugiesischen Gesellschaft für Vogelkunde SPEA, Domingos Leitão und Graça Lima, der Vorsitzende des Umweltschutzvereins Almargem, Luís Palma, und Anabela Blofeldt, eine seit Jahren stark im Schutz des Feuchtgebietes Alagoas Brancas engagierte Umweltschützerin.
Anabela Blofeldt und Luis Palma
Ziel ist es, einmal mehr auf die Bedeutung des kleinen Vogelparadieses aufmerksam zu machen, sodass es von den Behörden als Ramsar-Gebiet ausgewiesen wird oder zumindest als lokales Schutzgebiet. Bis 2017 war dieses Gebiet innerhalb des südlichen Randgebietes von Lagoa an der Straße nach Carvoeiro gegenüber einer Supermarktkette vielen unbekannt. Doch nachdem im Januar 2017 auf dem Gelände Erdbewegungsarbeiten durchgeführt wurden, rückte es in die Öffentlichkeit. Seitdem versuchen engagierte Umweltschützer das Feuchtgebiet zu schützen und gründeten dafür die Gruppe Salvar as Alagoas Brancas.
Dr. Manfred Temme entdeckte die Fläche zufällig im Januar 2008, nachdem Hunderte in der Nähe landende Kuhreiher ihn auf ihren dortigen Schlafplatz aufmerksam gemacht hatten. Seitdem führt er dort regelmäßig Beobachtungen und Bestandzählungen durch.
Das nur knapp zwei Fußballfelder große Feuchtgebiet wird regelmäßig von achtzig Vogelarten besucht. Darunter verschiedene Enten, Reiher, Schwalben, Falken, Löffler und Möwen sowie verschiedene Singvögel. Ebenfalls in diesem Flachwassergebiet zu beobachten sind seltene und geschützte Vogelarten wie der Heilige Ibis, der im Anhang I der EU-Vogelschutzrichtlinie aufgeführt wird und somit unter Schutz steht und von dem bei Alagoas Brancas über 900 zu sehen sind, oder das Purpurhuhn und der Sichler. Letzterer galt bis vor Kurzem in Portugal als eine Seltenheit und hat bei Alagoas Brancas einen wichtigen Schlaf- und Ruheplatz. Jeden Abend fliegen dort zudem rund tausend Kuhreiher aus der Umgebung ein und im Winterhalbjahr bis zu hundert Dohlen.
Die Lagunen stellen eines der wenigen Süßwasserbiotope der Region dar. Auch im Sommer führt das Gebiet an einigen Stellen noch Wasser und ist somit ein Rückzugsgebiet für Wasservögel. „Im Herbst und im Winter füllen sich die Flachstellen wieder mit Wasser und bieten mit Tiefen von zehn bis fünfzig Zentimetern vielen Vogelarten ideale Rast- und Lebensmöglichkeiten“, so Dr. Temme. Bei seinen Beobachtungen konnte er dort auch kaspische Wasserschildkröten, Mauergeckos, Frösche und Fledermäuse sehen. Für Dr. Temme mehr als ausreichend Gründe, um Alagoas Brancas als Ramsar-Gebiet auszuweisen.
Dr. Manfred Temme
Die Umweltschützer stimmen ihm zu und legen dazu auch eine Studie vor, die sie 2019 zu drei Feuchtgebieten der Algarve durchführten, die bislang nicht unter Schutz stehen: Alagoas Brancas, Salgados und Foz do Almargem. Für die beiden Letzteren sind bereits Maßnahmen im Gang, um sie unter Schutz zu stellen (s. ESA 01/22), doch das Gebiet in Lagoa ist weiterhin bedroht. Im städtischen Raumordnungsplan aus 1990 ist es als Industriegebiet eingetragen und somit bebaubar. Das Projekt des Lissabonner Bauunternehmens Sociedade Edifícios Atlântico sei im rechtlichen Rahmen eingereicht worden und das Rathaus habe daher keinen Grund zur Ablehnung der Genehmigung gesehen, so die Stadtverwaltung damals. Kurz darauf stoppte das Rathaus jedoch die Arbeiten, da die Genehmigung für die Säuberung des Grundstückes, aber nicht für Erdbewegungsarbeiten erteilt worden war. Mittlerweile reichten die Umweltschützer eine einstweilige Verfügung gegen das Projekt ein und der Prozess läuft vor Gericht.
Die Ramsar-Konvention wurde 1971 geschlossen und ist eines der ältesten internationalen Vertragswerke zum Naturschutz. Mit der Vereinbarung soll der Schutz der Feuchtgebiete als Lebensraum für Wasser- und Watvögel sowie als Grundwasserfilter und Überschwemmungsschutz sichergestellt werden. Portugal ist der Konvention 1980 beigetreten und verpflichtete sich somit dazu, die geeigneten Maßnahmen zu treffen, um die biologische Vielfalt in den ausgewiesenen Gebieten zu erhalten sowie weitere naturschutzwürdige Gebiete zu melden. Mittlerweile wurden 31 Feuchtgebiete ausgewiesen. Den Start machten die Ria Formosa und das Tejo-Ästuar, beide am 24. März 1981. 15 Jahre später wurden acht weitere Gebiete ausgewiesen, darunter die Ria de Alvor und der Sapal de Castro Marim e Vila Real de Santo António. 2001 und 2005 wurden Feuchtgebiete im Norden und in Zentral-Portugal in der Ramsar-Liste aufgenommen; 2008 erstmals Gebiete auf den Azoren. Zuletzt wurden 2012 drei Gebiete ausgewiesen, darunter die Ribeira do Vascão.
Die Ausstellung im Convent´Bio, in der u.a. Werke von Shelley Foley, Magali Marien Demeyere, Debbie Cumming und Patico zu sehen sind, läuft bis zum 9. Februar.
Am 3. von 9.30 – 18 Uhr, 4./8./9. 14.30 – 18 Uhr, 5. & 7. 9.30 – 13 Uhr