Am 26. September finden die Kommunalwahlen statt. Wir fassen die größten Überraschungen in diesem Wahlkampf und die möglichen Veränderungen bei diesen Wahlen zusammen.
In Albufeira ist die größte Überraschung die Kandidatur des ehemaligen Sozialdemokraten Desidério Silva. Er war dort bereits elf Jahre lang Bürgermeister und danach Präsident der Tourismusbehörde Algarve. Nun kandidiert er als Parteiloser für die Bürgerbewegung „Desidério Por Albufeira“. Die PSD setzt auf die Kontinuität des derzeitigen Bürgermeisters José Carlos Rolo, der 2018 nach dem plötzlichen Tod von Carlos Silva e Sousa die Führung übernahm. Doch José Carlos Rolo ist Beschuldigter in einem Ermittlungsverfahren im Zusammenhang mit mutmaßlichen Unregelmäßigkeiten bei einem Immobiliengeschäft.
In Alcoutim ist der derzeitige Bürgermeister Osvaldo Gonçalves erneut der PS-Kandidat. Sollte er gewinnen, ist er einer der Bürgermeister der Algarve, der vor seiner dritten und letzten Amtszeit steht. Bei den Kommunalwahlen 2013 gewann der Sozialist eine Gemeinde, die seit mehr als zwei Jahrzehnten von der PSD kontrolliert wurde. Für seine zweite Amtszeit erhielt er 66,11 % der Stimmen. Dieses Jahr ist sein Gegner Carlos Ludovico, Neffe des unter der Bevölkerung sehr beliebten ehemaligen Bürgermeisters Francisco Amaral, der 2013 nach Castro Marim abwanderte, weil er das Mandatslimit erreicht hatte. Die PSD hegt Hoffnung, mit Ludovico die Gemeinde zurückzugewinnen.
In Aljezur will der Sozialist José Gonçalves weiterhin an der Macht bleiben. Er ist einer von vier Bürgermeistern der Algarve, die gewählte Bürgermeister ablösten und zum ersten Mal als Listenführer antreten. Gonçalves übernahm das Ruder 2018, als José Amarelinho in einem Prozess wegen illegaler Baugenehmigungen in Vale da Telha zur Niederlegung des Mandats verurteilt wurde. Für die PSD kandidiert erneut Hélder Cabrita. Die größte Überraschung ist die Rückkehr von Manuel Marreiros, der von 1989 bis 2009 der Gemeinde vorstand und für die Parteien CDU und PS gewählt wurde. Nachdem er im selben Prozess wie Amarelinho verurteilt wurde, zog er sich aus dem politischen Leben zurück. Nun tritt er als unabhängiger Kandidat an.
In Lagoa ist es Francisco Martins, der zurück an die Macht will. Er war 2019 aus gesundheitlichen Gründen zurückgetreten; seine „rechte Hand“ Luís Encarnação übernahm das Amt. Nun treten sie gegeneinander an. Encarnação als sozialistischer Kandidat, Martins als Kandidat der Bürgerbewegung „Lagoa Primeiro“.
In Lagos regiert seit 2002 die PS. Doch nun könnte die rechtsextreme Partei Chega mit ihrem Kandidat Delano Chiattone, ein niederländischer Restaurantinhaber, dort überraschen, denn bei den Präsidentschaftswahlen im Januar erreichte der Chega-Kandidat André Ventura in Lagos den zweiten Platz. Insgesamt erreichte Ventura in der Algarve 16,69 % der Stimmen und erwartet ein gutes Ergebnis bei diesen Kommunalwahlen. Chega stellt in elf Bezirken einen Kandidaten zur Wahl.
In Monchique rückt die PSD mit Bruno Estremores an, da Rui André sein Mandatslimit erreicht hat und sich nun in Portimão zur Wahl stellt. Dort regiert seit 1976 die PS und die Sozialdemokraten hoffen, dass es André gelingt, Portimão für die Sozialdemokraten zu gewinnen, wie er es in Monchique getan hat, wo die PS seit 27 Jahren an der Macht war. Für die PS tritt in Portimão zum dritten und letzten Mal in Folge Isilda Gomes an.
Tavira war von 1976 bis 1997 eine sozialistische Hochburg. Ein Zyklus, den der Sozialdemokrat Macário Correia durchbrach. Er war Bürgermeister zwischen 1997 und 2009 und kehrt nun als PSD-Kandidat für den Vorsitz der Assembleia Municipal zurück. Correia war 2009 wegen Unregelmäßigkeiten bei der Erteilung von Baugenehmigungen zur Niederlegung seines Mandats und zu viereinhalb Jahren Haft mit Strafaussetzung verurteilt worden. Zeitgleich mit dem Abgang von Macário Correia übernahmen die Sozialisten mit Jorge Botelho wieder die Führung der Gemeinde. In seiner dritten Amtszeit trat Botelho zurück, um sich bei den Parlamentswahlen zur Wahl zu stellen. Er ist der derzeitige Staatssekretär für Dezentralisierung und lokale Verwaltung. Seine damalige Vizepräsidentin Ana Paula Martins übernahm die Stellung in Tavira und stellt sich nun zur Wahl.
In Vila Real de Santo António hatte die ehemalige Vizepräsidentin Conceição Cabrita sich zur Wahl gestellt, nachdem Luís Gomes (beide PSD) drei Amtszeiten in Folge innehatte. Noch bevor Cabrita im April wegen Korruptionsverdacht bei einem Immobiliengeschäft, das die Gemeinde in Millionenhöhe geschädigt haben dürfte, verhaftet wurde, hatte sie angekündigt, sich nicht erneut zur Wahl zu stellen. Luís Gomes sollte wieder für die Sozialdemokraten anrücken. Ihm wird vorgeworfen aus dem Bezirk der Ostalgarve den höchstverschuldetsten im Land gemacht zu haben. Luis Gomes betont, dass er der Bürgermeister war, der am meisten in den Bezirk investierte, „mehr als 200 Millionen Euro“. Er gibt zu, dass diese Investition „einige Schulden bei der Bank erzwang“, die sich derzeit auf „72 Millionen Euro“ belaufen, unterstreicht jedoch, dass diese Schulden „durch die verbliebenen Vermögenswerte gedeckt sind“.