2022 verzeichnete Portugals Wirtschaft ein Wachstum von 6,7 %, deutlich über dem der Eurozone von 3,5 %. Laut dem Internationalen Währungsfonds (IWF) dürfte sich das reale Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) im Jahr 2023 für den Rest des Jahres auf durchschnittlich 2,6 % verlangsamen und die Inflation auf 5,6 % zurückgehen. Der IWF ist der Ansicht, dass „die höheren Lebenshaltungskosten das Wachstum der Inlandsnachfrage beeinträchtigen und das geringere Wachstum der Weltwirtschaft und der Eurozone das Exportwachstum schwächen wird“, was „mittelfristig zu einer Stabilisierung des Wachstums bei etwa 2 %“ führen wird. „Es ist das erste Mal, dass der IWF optimistischer als die portugiesische Regierung ist. Aber er liegt nicht richtig“, reagierte Wirtschaftsminister Costa e Silva, der mit einem Wachstum von knapp 2 % rechnet. „Man sagt, die Ergebnisse des ersten Quartals 2023 seien eine Überraschung gewesen. Die Ergebnisse waren überhaupt keine Überraschung, sie kommen infolgedessen, was Portugals Wirtschaft 2022 produziert und geleistet hat“, so der Minister. Er betonte, dass die Exporte letztes Jahr 50 % des BIP ausmachten und sie auch im ersten Quartal dieses Jahres um 13,3 % gestiegen seien. „Wenn etwas in diesem Land gut funktioniert, dann ist es die Wirtschaft“, sagte er.
Kritische Stimmen fragen jedoch, wieso sich dieses Wachstum nicht positiv auf die Lebensverhältnisse der Bürger auswirkt. Das Exportwachstum sei lediglich dem Tourismus zu verdanken, nicht das Ergebnis von strategischer Planung und nachhaltigen Investitionen seitens der Regierung. Touristen könnten aber irgendwann ausbleiben.
Aber die Regierung setzt darauf, noch mehr Touristen anzulocken und hat erstmals eine Tourismusstrategie vorgelegt, die sich auf das Landesinnere fokussiert. € 200 Mio. sollen in den kommenden drei Jahren dort investiert werden, um Touristen anzuziehen. Derzeit würden lediglich 5 % der ausländischen Touristen das Landesinnere besuchen, 90 % konzentrieren sich in Lissabon, Porto und in der Algarve. „Wenn wir mehr Tourismus haben, haben wir auch mehr Wirtschaft und mehr Menschen“, meinte der Staatssekretär für Tourismus. Gegenstimmen fragen, ob dieses Vorhaben nicht auch im Landesinneren – wie in Lissabon und in der Algarve – zu einer Wohnungsnot und höheren Lebensunterhaltskosten führen wird. Nötig im Landesinneren, um Menschen anzuziehen, sei eine grundlegende Infrastruktur.