Die Umweltschutzorganisation Liga para a Protecção da Natureza (LPN) reichte gestern wegen der Zerstörung fünf temporärer mediterraner Tümpel im Naturpark der Westküste PNSACV eine Beschwerde bei der EU-Kommission ein. Es handelte sich um die letzten zeitweilig trockenfallenden Tümpel in dem Gebiet, das einst reich an temporären Gewässern war. „Der Vormarsch der intensiven Landwirtschaft im PNSACV ist einmal mehr die Ursache für diese Katastrophe, die zum allmählichen Verfall des Schutzgebietes führt, das außergewöhnliche Naturschätze beherbergt, die es nirgendwo sonst auf der Welt gibt“, so LPN in einer Pressemitteilung.
Im Rahmen des Projekts LIFE Charcos (Tümpel), das zwischen 2013 und 2018 von LPN koordiniert und mit EU-Fonds finanziert wurde, wurden 133 temporäre mediterrane Tümpel, die laut Anhang I der FFH-Richtlinie prioritärer Lebensraumtyp sind, im PNSACV identifiziert. „Drei Jahre später ist klar, dass die getätigten Investitionen und das erworbene Wissen über diese wertvollen Biodiversitätshochburgen nicht ausreichend waren, um ihre Zerstörung zu verhindern. Die Fotos, die im Juni 2018 und im Februar 2021 in Vale Figueira in Odemira aufgenommen wurden, lassen keinen Zweifel zu: Fünf temporäre Tümpel sind unter neuen Gewächshäusern und landwirtschaftlichen Kulturen „beerdigt“ worden. Und dies ist nur ein Beispiel“, bedauert LPN, die ihre Bemühungen um den Erhalt des Naturerbes durch die Unfähigkeit des Staates selbst gefährdet sieht.
„Es ist nicht akzeptabel, dass prioritäre Lebensräume innerhalb eines Naturschutzgebietes zerstört werden. Vor allem dann nicht, wenn es klare Verpflichtungen zu deren Erhalt und Management gibt und Verpflichtungen gegenüber der Gesellschaft und der Europäischen Union eingegangen werden. Die Südwestküste steuert derzeit ohne angemessene Überwachung und Management auf die fortschreitende Zerstörung ihrer natürlichen Werte zu“, wirft LPN vor. Die Situation sei auch ein „Spiegelbild der Entflechtung zwischen dem Landwirtschafts- und dem Umweltministerium“. LPN ist fest davon überzeugt, dass eine Kooperation beider Ministerien bezüglich des Managements dieses Gebietes sowohl für die Landwirtschaft als auch für den Naturschutz von Vorteil wäre. Dementsprechend hat LPN, die an der Einrichtung des Schutzgebietes mitwirkte und mit der Bereitstellung von technischen und wissenschaftlichen Informationen über diesen Lebensraum kooperiert, um ein Treffen mit den beiden Ministerien gebeten.
LPN argumentiert, dass das Naturerbe der Südwestküste nicht durch unverantwortliche und ökologisch, sozial und wirtschaftlich nicht nachhaltige Farmen zerstört werden darf. „Wenn der Profit privater Unternehmen auf die Zerstörung natürlicher und humanitärer Werte beruht, ist dies ein deutliches Zeichen dafür, dass sich Portugal von einem nachhaltigen und zivilisatorisch akzeptablen sozioökonomischen Modell entfernt. Dies ist ein dramatischer evolutionärer Rückschritt“, betont LPN.
Foto: LPN