Um die anhaltenden Wasserprobleme der Algarve zu lösen soll eine Entsalzungsanlage (€ 66 Mio.) gebaut und bei Pomarão nahe Mértola vom Guadiana-Fluss Wasser entnommen werden, über ein Rohrleitungssystem in den Stausee von Odeleite umgeleitet werden und von dort über das bestehende Leitungssystem weiter zur Westalgarve (Guadiana-Lösung, € 55 Mio.). Beide Projekte wurden in Portugals Aufbau- und Resilienzplan aufgenommen. Doch die Vorhaben treffen auf Kritik seitens der Plataforma Água Sustentável (PAS), eine Plattform zu der u. a. Umweltschutzvereine wie Almargem, A Rocha oder Quercus gehören.
Für diese Vereine liegt die Lösung der Wasserknappheit in der Bodenkonservierung durch Zuführung organischer Substanzen, in der Wiederaufforstung mit endemischen, widerstandsfähigen Arten und im Bau kleiner Wasserreserven zur Versorgung kleiner Plantagen, zur Hydratisierung der umgebenden Landschaft und zur Wiederauffüllung unterirdischer Aquifere.
Vor Kurzem wurde zudem der regionale Plan zur Bekämpfung des Klimawandels (PIAAC) ausgearbeitet. In diesem nennen Experten als Lösungen auch die Sanierung der Bewässerungsinfrastruktur, um Netzverluste zu beseitigen, den Wasserbedarf in städtischen Grünflächen zu reduzieren sowie den Bau von künstlichen Seen und anderen Reservoirs, um Regenwasser zurückzuhalten, und die Wiederverwendung von Abwässern. Die portugiesische Umweltagentur APA hat ebenfalls einen Plan ausgearbeitet (PREHA), in dem neben der Sanierung der Bewässerungsinfrastruktur und der Wiederwendung von Abwasser auch der Bau von Leitungen zwischen bestehenden Stauseen und der Bau von neuen Stauseen vorgesehen ist.
Die Umweltschützer von PAS sind daher verwundert, nun im Aufbauplan € 200 Mio. für Wasserprojekte in der Algarve eingeschrieben zu sehen, zu denen die sogenannte Guadiana-Lösung und eine Entsalzungsanlage gehören. Beide Projekten seien von APA im PREHA als „noch unzureichend analysiert“ beschrieben worden. Hinzu käme, dass die Guadiana-Lösung für die Umweltschützer keine Lösung ist. „Die Option, Wasser aus dem Guadiana zu entnehmen, erfordert eine technische Machbarkeitsstudie und eine Bewertung der ökologischen und wirtschaftlichen Auswirkungen sowie internationale Verhandlungen und wird den von diesen Wasserströmen abhängigen Ökosystemen großen Schaden zufügen“, so PAS. Außerdem seien hohe öffentliche Investitionen nötig; die Rohrleitungen würden ein ökologisch sensibles Gebiet durchqueren und die Wasserverfügbarkeit sei nicht garantiert, da alle Prognosen auf anhaltend geringe Niederschläge und damit auf eine Verringerung der Wassermengen hindeuten, die, selbst wenn sie vorhanden seien, höchstwahrscheinlich von Spanien zur Nutzung freigegeben werden müssten.
Eine Entsalzungsanlage habe enorme Auswirkungen auf die Umwelt und bringe das Problem der Entsorgung von salzhaltigen Abwässern mit sich. Es sei geplant, die Entsalzung an private Unternehmen zu übergeben, „die immer dann entschädigt werden sollen, wenn sie kein Wasser aufbereiten müssen, was zusammen mit den hohen Preisen für die Technologie selbst, den Wasserpreis für die Verbraucher in die Höhe schnellen lässt“, so PAS.
Die Aufnahme der beiden Projekte im Aufbauplan sei umso inakzeptabler, weil das mit öffentlichen Geldern aus den Guadiana entnommene Wasser für die private landwirtschaftliche Nutzung bestimmt sei und zu einem niedrigeren Preis vermarktet werden soll als das durch Entsalzung gewonnene Wasser, das für den öffentlichen Verbrauch bestimmt ist. PAS akzeptiere nicht, dass „öffentliche Gelder vorrangig zur Unterstützung privater Unternehmen verwendet werden und dass privaten Unternehmen erlaubt wird, unter Missachtung der Menschenrechte, aus der öffentlichen Kasse zu profitieren“.
Zudem bemängelt PAS, dass die öffentliche Konsultation des Aufbauplans nur 15 Tage dauerte. „Ein absurd kurzer Zeitraum, um einen Plan zu analysieren, der die Weichen für Portugals Zukunft stellen soll.“