Seit 1. Juli und bis zum 30. September gilt die höchste Waldbrandgefahrenstufe im Land. 11.492 Personen, 2.495 Löschfahrzeuge und 60 Flugzeuge und Hubschrauber sind einsatzbereit. Dafür musste das Lissabonner Verwaltungsgericht eine einstweilige Verfügung aufheben, die gegen die Anmietung von 15 Hubschraubern eingereicht wurde. Betroffen war die Anmietung seitens der Regierung von drei Kamov des Unternehmens Heliportugal und von 12 weiteren Hubschraubern der Firma Helibravo. Eingereicht wurde die einstweilige Verfügung von der Konkurrenz Babcock wegen angeblicher Unregelmäßigkeiten bei der öffentlichen Ausschreibung. Die Luftwaffe machte jedoch auf die dringende Notwendigkeit dieser Löschmittel bei der Waldbrandbekämpfung aufmerksam und das Gericht befand, dass „der Schutz der Bevölkerung vorrangig ist“.
2017 lag die verbrannte Fläche in Portugal bei 262.007 Hektar; 2018 waren es 36.897 Hektar, 75 % davon im Monchique-Gebirge, wo die Flammen eine Woche lang wüteten und sich auf den Nachbarbezirk Silves ausweiteten. Laut dem World Wide Fund (WWF) kommt es in Portugal zu 35 % mehr Waldbränden als in Spanien und die verbrannte Fläche ist um 20 % größer – und dies, obwohl die Waldfläche in Portugal 80 % kleiner ist. In beiden Ländern nahm die verbrannte Waldfläche in der letzten Dekade stark zu. Doch Portugal ist das europäische Land, in dem die Flammen am meisten wüteten und steht im Weltranking auf Platz vier. Der WWF bekräftigt, dass die Brände von 2017 ein Wendepunkt für die iberischen Regierungen sein müssen und schlägt einen langfristigen Brandschutzplan vor, der von beiden Regierung koordiniert und gemeinsam mit den beteiligten Regionalverwaltungen umgesetzt wird. Der Vorschlag des WWF basiert auf drei Säulen: Einer strategischen Waldbrandvorbeugung; Maßnahmen gegen Straflosigkeit, da weniger als 10 % der Brandstifter identifiziert werden; und wirksamen Maßnahmen gegen den Klimawandel. Der Schlüssel zu dieser Präventionsstrategie liegt in der Säuberung der Wälder und dem Ersatz der Monokulturwälder, wie Eukalypten, durch einheimische, feuerbeständige Bäume.
In Spanien fand im Juli die Präsentation des länderübergreifenden Katastrophenschutzprogramms der EU statt. Das RescEU soll laut EU-Kommissar für humanitäre Hilfe und Krisenschutz, Christos Stylianides, wegen der Waldbrände in Portugal im Jahr 2017, die 100 Todesopfer forderten, schneller ausgearbeitet worden sein. „Eine der schmerzhaftesten Situationen meines Lebens war, 2017 keine Antwort für Portugal zu haben und deshalb haben wir die Gründung des RescEU beschleunigt“, so Stylianides. Im ersten Einsatzsommer besteht die RescEU-Flotte aus sieben Löschflugzeugen aus Kroatien, Frankreich, Italien und Spanien sowie sechs Löschhubschraubern aus Schweden. Weitere Fahrzeuge sollen hinzukommen. Das RescEU ist nur ein Teil des EU-Katastrophenschutzes. Durch das Zentrum für die Koordination von Notfallmaßnahmen (ERCC) können mehr als 100 Module aus verschiedenen Ländern abgerufen werden. Darunter Löschflugzeuge, Hochleistungspumpen, Hochwasserschutzsysteme, Bereitstellungsräume sowie Search-and-Rescue-Einheiten für Städte.
Fotocredit: Bruno Filipe Pires