Der TV-Sender TVI strahlte eine Reportage über Zwillinge aus Brasilien aus, die nach Portugal reisten, um sich in einem öffentlichen Krankenhaus einer €4 Mio. teuren Behandlung zu unterziehen. Es besteht der Verdacht, dass die Behandlung der Zwillinge unter dem Einfluss des Staatschefs Marcelo Rebelo de Sousa erfolgte.
In der Reportage erklärt die Mutter der Zwillinge, dass sie 2019 nach Lissabon reisten, um sich im Krankenhaus Santa Maria einer Behandlung wegen Rückenmarksatrophie zu unterziehen. Kurz zuvor hatten sie die portugiesische Staatsbürgerschaft innerhalb von 14 Tagen erhalten und wurden mit Zolgensma, einem der teuersten Medikamente der Welt, behandelt. Die Mutter behauptet, dass die Schwiegertochter und der Sohn des Staatschefs „ein gutes Wort“ für sie einlegten.
Staatschef Marcelo Rebelo de Sousa bestreitet jegliche Einmischung in den Fall. „Die Frage lautet: Hat sich der Staatschef eingemischt oder nicht? Nein, das habe ich nicht. Ich habe weder mit dem Premierminister noch mit dem Minister, dem Staatssekretär, dem Generaldirektor, dem Vorsitzenden des Krankenhauses noch mit dem Vorstand gesprochen. Ich habe mit niemandem gesprochen“, versicherte Marcelo Rebelo de Sousa. „In der Reportage sagt niemand, dass ich mit dieser Person gesprochen habe. Niemand. Es wird gesagt, dass Mitglieder der Familie des Staatschefs beteiligt waren, aus Freundschaft. Aber niemand spricht vom Staatschef. Und es gibt nur einen. Die Familie des Staatschefs wurde nicht gewählt, sie ist nicht der Staatschef“, betonte er.
Gemäß der TVI-Reportage ist in dem Krankenhaus ein Schreiben der Neuropädiatrie, die sich gegen die Behandlung ausspricht, aus den Krankenhausunterlagen verschwunden, ebenso wie die Aufnahmeakte der beiden Kinder. Obwohl dieser Fall aufgrund des Regierungssturzes (siehe S. 16) sofort von der Tagesordnung verschwand, hat das Centro Hospitalar Universitário de Lisboa Norte mittlerweile angekündigt, ein internes Audit durchzuführen, um das Verfahren vor und während der Behandlung der Zwillinge zu überprüfen. Auch die Generalinspektion für Gesundheitstätigkeiten (IGAS) ermittelt in dem Fall.