Zum 23. November 2011 trat das Europäische Kulturerbe-Siegel offiziell in Kraft und seit 2013 wird es verliehen. Jeder der 27 EU-Mitgliedsstaaten kann alle zwei Jahre bis zu zwei Stätten für das Kulturerbe-Siegel vorschlagen. Portugal reicht dieses Jahr Kandidaturen für das Kap von Sagres und für die Stadt Mértola ein. Die Bewerbung des Kaps von Sagres samt Festungsanlage wurde von der regionalen Kulturbehörde der Algarve vorgeschlagen, die für die Wartung des Denkmals zuständig ist. Als Begründung wurde u.a. die geografische Lage, die Rolle des Kaps und der Festung für die portugiesischen Entdeckungsreisen des XV. Jahrhunderts sowie die umliegende Landschaft genannt. Zudem dürfe nicht vergessen werden, dass die Geschichte der Festung eng mit der von anderen Denkmälern des Bezirks von Vila do Bispo, wie die Kappelle Nossa Senhora de Guadalupe oder die Festungen des Kap S. Vicente, von Beliche und Baleeira verbunden sei. Eine europäische Jury aus 13 unabhängigen Experten wird die Vorschläge prüfen und jeweils maximal eine Stätte pro Mitgliedstaat auswählen. Die endgültige Zuerkennung erfolgt durch die EU-Kommission. Das Kulturerbe-Siegel soll bestehende Kulturerbe-Initiativen ergänzen, z.B. die UNESCO-Welterbe-Liste, die Initiative „Kulturwege des Europarats“ oder die repräsentative UNESCO-Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit. Während Mértola das Europäische Kulturerbe-Siegel erhalten soll, wollen Institutionen aus dem Alentejo nach dem Cante Alentano (s. ESA 1/15) nun auch die improvisierte Dichtung, die Dezime und das traditionelle Puppen-Theater in die UNESCO-Liste des immateriellen Weltkulturerbes eintragen lassen. Als Dezime bezeichnet man in der Literatur eine zehnzeilige Strophenform, die vor allem in der portugiesischen, spanischen und südamerikanischen Literatur gepflegt wurde. Die improvisierte Dichtung erfolgt ebenfalls im zehnzeiligen Reimschema abba ac cddc und war ein wichtiger Bestandteil der Kultur des Alentejo. Beim Puppen-Theater handelt es sich spezifisch um die Bonecos de Santo Aleixo, die ihren Ursprung im gleichnamigen Ort haben und nur in Dörfern im Alentejo zu sehen waren. Die Marionetten sind maximal 40 Zentimeter groß, als Bühne dient eine kleine umgebaute Holzkiste und jedes Stück wird musikalisch von einer portugiesischen Gitarre begleitet. Einst fester Bestandteil des Alltages im Alentejo, sind die improvisierte Dichtung, die Dezime und die Bonecos de Santo Aleixo nun praktisch ausgestorben.