Im Rahmen des Vogelbeobachtungs-Festivals in Vila do Bispo vom 5. – 8. Oktober findet auch die Ausstellung „Observações – Beobachtungen“ des deutschen Künstlers und Autors Timo Dillner statt.
Wie das Beobachten von Vögeln fordert die Betrachtung dieser Ausstellung zu neuen Sichtweisen und zum Nachdenken über eigenartige Zusammenhänge heraus. Der Künstler weiß das Beobachten als Schritt zwischen Sehen und Erkennen zu fassen und stellt mit den Mitteln der Kunst dar, von welcher Oberfläche aus und bis in welche Tiefe hinein der Blick gehen kann, damit er genügend Material liefert, eine Wahrnehmung zu begründen. Bereits die Serie von 14 Zeichnungen, die der Ausstellung ihren Namen gab, enthält den für Dillners Arbeiten typischen Reiz, aus einfachen Elementen eine äußerst vielschichtige und niemals langweilig werdende Welt zu komponieren. Die Oberfläche bietet dem schauenden Auge kraftvolle und gleichzeitig verspielte Linien; angenehme, unverstörende Rhythmen und eine Farbigkeit, die ihre Harmonien direkt der Landschaft der Algarve entnahm. In ihrer Gemeinsamkeit öffnen die Zeichnungen das Fenster auf den Bezirk von Vila do Bispo, wobei weder der Menhir von Padrão noch die kleine Freimaurerkirche Nossa Senhora de Guadalupe oder die zauberhaften Küstenlinien fehlen. Und von diesem ersten Schauen aus geht es ans Beobachten und ans Entdecken. Dillners Landschaften brauchen die Menschen und sie zeigen sie als Ideal eines Wunschtraumes: Eingebettet in die Natur, Teil von ihr und gleichzeitig behutsame Gestalter. Auch ihrerseits beobachten sie und sie beobachten – wie sollte es anders sein? – Vögel. Manchmal sind sie leicht zu finden und spielend zu identifizieren; manchmal sind sie bis fast zur Unsichtbarkeit versteckt und lassen alle Möglichkeiten offen.
Während die Skulptur den Traum vom Fliegen aus den Hölzern schnitzt, ihn aus verschiedenen Elementen zusammensetzt und sein laufendes Gut der Seefahrt entnimmt, sprechen Dillners Gemälde und Gedichte ein uns schon fast geläufiges Idiom. Abermals gelingt die Konstruktion seines künstlerischen Bermuda-Dreiecks aus Bild, Titel und Gedicht, in dem sich der Betrachter finden und verlieren kann; wieder und wieder in unterschiedlichen Deutungen gefangen und wieder und wieder auf die Botschaft zurückgeführt. Dass diese Botschaft durchaus originell und oft sogar provokant ist, ist uns an Dillners Arbeiten nichts Neues mehr. Dass die Botschaft, mit Humor und Philosophie beschwingt, immer eine zutiefst menschliche und mitfühlende ist, kann man stets aufs Neue entdecken.
Zu sehen ist die von einem gleichnamigen Katalog begleitete Ausstellung „Observações“ bis zum 20. Oktober im Centro de Interpretação von Vila do Bispo (Mo – Fr 10 – 16.30 Uhr).