In nur vier Jahren verzeichnete Portugal einen alarmierenden Anstieg der Obdachlosenzahl um 78 %. Derzeit leben fast 11.000 Menschen auf der Straße. Dieser Anstieg resultiert aus akuter Wohnungsnot, steigender Inflation und zunehmender Einwanderung. Das Profil der Obdachlosen hat sich signifikant gewandelt: Früher dominierten Männer mit psychischen Problemen oder Suchterkrankungen. Heute sind auch viele junge Menschen, Einwanderer und ganze Familien betroffen.
Wohltätigkeitsorganisationen, die Obdachlose unterstützen, bezeichnen die Situation als „Versagen auf ganzer Linie“ und kritisieren, dass der Aufbau- und Resilienzplan „keinen Cent“ für die Bekämpfung der Obdachlosigkeit vorsieht. Die vorgesehenen Mittel seien lediglich für Notfälle und temporäre Maßnahmen gedacht, nicht jedoch, um das strukturelle Problem nachhaltig zu lösen. Die Aufnahmezentren kämpfen mit Überfüllung und stehen aufgrund steigender Kosten, mangelnder Unterstützung und zurückgehender Spenden vor erheblichen Herausforderungen.
Im Jahr 2017 rief Portugal die Nationale Strategie für die Integration von Obdachlosen (ENiPSSA 2017-2023) ins Leben, gefolgt von der Nationalen Strategie zur Armutsbekämpfung im Jahr 2021, deren Ziele bis 2030 erreicht werden sollen. Staatschef Marcelo Rebelo de Sousa lobte kürzlich die „positiven Schritte“ bei der Identifizierung der Ursachen und der Entwicklung und dem Vorantreiben der Strategien, betonte jedoch, dass es wichtig sei, „die Aufmerksamkeit auf die neuen Realitäten zu lenken, die die Armutsgefährdung erhöhen und neue Ansätze und Aktionsmodelle zu ihrer Bekämpfung erfordern“.