50 Jahre nachdem die Diskussion um die Notwendigkeit eines neuen Lissabonner Flughafens begann, unterschrieben die Regierung und die Flughafenbetreibergesellschaft ANA Mitte Januar ein Abkommen zum Ausbau des bestehenden Flughafens Humberto Delgado und dem Bau eines neuen am Südufer des Tejo in Montijo. Die Diskussion wurde dadurch jedoch nicht beendet.
Seit 1969 wird nach einer geeigneten Lage für einen neuen Flughafen im Großraum Lissabon gesucht, da die Kapazität des 1942 eingeweihten Humberto Delgado sich schnell als ausgeschöpft erwies. Im Gespräch waren Rio Frio und Ota, später Alcochete und Montijo. Die Wahl fiel auf Montijo, wo sich derzeit ein Luftwaffenstützpunkt befindet, weil es die billigste Option sein soll, näher an der Hauptstadt liegt und die niedrigste Ausführungszeit für die Bauarbeiten bedeutet. Darüber hinaus soll das Areal in Montijo das einzige sein, das 72 Flugbewegungen pro Stunde – das Doppelte der derzeitigen Kapazität von Humberto Delgado – ermöglicht. Der Flughafen in Montijo soll Punkt-zu-Punkt-Verbindungen, vor allem von Billigairlines, dienen und pro Jahr 50 Mio. Passagiere abfertigen. Humberto Delgado soll hingegen als Drehkreuz für Umsteigeverbindungen ausgebaut werden.
Die Kosten werden auf € 1,15 Mrd. geschätzt. Der Betrag soll von ANA getragen werden. € 650 Mio. dienen einer ersten Ausbauphase des Humberto Delgado-Flughafens, € 500 Mio. dem Bau des neuen Flughafens in Montijo auf dem Luftwaffenstützpunkt.
Weitere € 156 Mio. dienen der Entschädigung der Luftwaffe und der Verbesserung der Verbindungen zu beiden Flughäfen. Die Bauarbeiten sollen 2022 fertiggestellt sein.
Der Haken an der Sache ist, dass das Abkommen unterschrieben wurde, bevor eine Umweltstudie vorlag und das Areal an ein wichtiges Feuchtgebiet angrenzt. Das als Naturschutz- und Europäisches Vogelschutzgebiet eingestufte Sumpfland ist wichtiger Lebensraum für viele Wasser- und Zugvögel. Laut dem Umweltschutzverein ZERO, „wird der starke Anstieg des Luftverkehrs enorme Auswirkungen auf die Vögel haben, die hier leben, überwintern oder durchziehen“. Zudem bestehe auch Gefahr für den Luftverkehr, „da das Risiko einer Kollision mit den Vögeln steigt“. Daher reichte ZERO Ende August 2018 eine Klage gegen das Vorhaben bei der EU-Kommission ein, die noch in Bearbeitung ist, und fordert die Durchführung einer strategischen Umweltverträglichkeitsstudie, da es sich um ein besonderes Vogelgebiet handelt. Im März soll eine Standard-Studie, die derzeit durch Portugals Umweltagentur APA in Bearbeitung ist, vorgelegt werden. Doch Umweltschützer kritisieren, dass die Regierung die erforderlichen rechtlichen Schritte nicht einhält. Die Studie sei nun beeinflusst, da das Abkommen bereits unterschrieben wurde. Premierminister António Costa versicherte, dass der Flughafen nicht gebaut wird, falls die Studie negativ ausfällt.