Seit 1969 wurde nach einem Standort für einen neuen Flughafen im Großraum Lissabon gesucht. Zwei unabhängige Expertengremien kamen im Abstand von 15 Jahren zu demselben Ergebnis: Alcochete ist die bessere Option.
Mitte Mai gab Premierminister Luís Montenegro bekannt, dass der neue Flughafen – namens Luís de Camões – in Alcochete gebaut werden soll. Eine Investition von etwa € 8 Mrd., die in zehn bis 15 Jahren abgeschlossen sein soll. In der Zwischenzeit soll der aktuelle Flughafen ausgebaut werden. Stellt sich die Frage, ob es tatsächlich so sein wird, denn in der Vergangenheit stand der Plan auch fest, wurde aber nie umgesetzt.
Alcochete wurde erstmals 2008 als Standort genannt. Davor war Ota im Gespräch. Die Finanzkrise und die Troika führten zur Verschiebung des Vorhabens. Nach der Privatisierung der Flughafenbetreibergesellschaft ANA 2012 im Rahmen des Rettungsschirms, beschloss die Regierung von Passos Coelho Montijo als Standort zu wählen. 2019 war es die Regierung von Costa, die ein Abkommen mit ANA zum Ausbau des bestehenden Flughafens und dem Bau eines neuen in Montijo unterschrieb. Der Haken an der Sache war, dass keine Umweltstudie vorlag und das Areal an ein wichtiges Feuchtgebiet angrenzt, das als Naturschutz- und Europäisches Vogelschutzgebiet eingestuft ist.
2022 erteilte Costas Regierung einem Expertengremium erneut den Auftrag, die möglichen Optionen und Standorte für einen neuen Flughafen zu bewerten. Der Bericht lag im Dezember 2023 vor, die Wahl fiel auf Alcochete, wurde aber aus unterschiedlichen Gründen sowohl von Umweltschützern als auch von der Tourismusbranche kritisiert. Montenegro sagte damals, dass er nicht an die Entscheidung des Gremiums gebunden sei und eine interne Arbeitsgruppe eingesetzt habe, um den Standort zu überprüfen. Er versprach, im Falle eines Wahlsiegs der AD-Koalition, die Entscheidung innerhalb kürzester Zeit zu treffen. Eineinhalb Monate nach Amtsantritt, gab er nun bekannt: Der neue Flughafen wird doch in Alcochete gebaut.
Neben dem Ausbau des bestehenden Flughafens will die Regierung zudem die Fertigstellung der Hochgeschwindigkeits-Eisenbahnverbindung Lissabon – Porto und Lissabon – Madrid vorziehen sowie den Bau einer dritten Brücke über den Tejo zwischen dem Lissabonner Stadtteil Chelas und Barreiro am Südufer.