Einige Küstengebiete Portugals verlieren jedes Jahr mehrere Meter an das Meer. Am Strand von Cacela Velha in der Algarve hat sich die Strandlinie im Zeitraum von 1995 bis 2022 um etwa 4,5 m pro Jahr zurückgebildet. Dies geht aus Daten hervor, die per Satellit gesammelt und vom Programm Space for Shore analysiert wurden, an dem Wissenschaftler des Zentrums für Umwelt- und Meeresstudien (CESAM) der Universität Aveiro beteiligt sind. Andere Gebiete wie Costa da Caparica und Lagoa de Óbidos verzeichnen ebenfalls einen Rückgang von mehr als 2 m pro Jahr. Andererseits sind an anderen Küstenabschnitte erhebliche Zunahmen zu verzeichnen, so Paulo Baganha Baptista, der Verantwortliche für dieses Projekt in Portugal. In Tróia zum Beispiel wurde ein Zuwachs von 13 m pro Jahr verzeichnet.
Die kritischsten Gebiete in Portugal in Bezug auf die Küstenerosion sind bereits signalisiert: Das Gebiet der Costa da Caparica südlich von Lissabon, der Abschnitt zwischen Lagoa de Óbidos und dem Strand von Baleal bei Caldas da Rainha, das Gebiet vom Strand von Fuseta bis zum Strand von Barra bei Olhão, aber auch mehrere Teile der Küste von Aveiro.
Die Situation sei, u.a., „einem halben Jahrhundert Sedimentmangel aufgrund von Staudämmen“ zu verdanken, so Baptista. Die portugiesische Umweltagentur (APA) weist darauf hin, dass es rund 260 große Dämme an portugiesischen Flüssen gibt, die verhindern, dass viele Sedimente und Sand die Küste erreichen. Infolgedessen kommt es zu Verlusten und Gewinnen. „Wenn ein Küstenabschnitte Sand gewinnt, kommt dieser von einem anderen her“, erklärt der Forscher. Zwischen Costa da Caparica und Praia da Mata gibt es jährlich Verluste von bis zu 2,5 m im Norden und Gewinne von bis zu 2,5 m im Süden. Zwischen dem Praia de Faro und dem Praia da Barreta bei Faro kommt es im Westen zu Verlusten von bis zu 3,8 m und im Osten zu Gewinnen von bis zu 4,1 m.
Um dagegen zu wirken werden Strandaufschüttungen durchgeführt – teure Verfahren, die ständige Investitionen erfordern. Allein in Costa da Caparica wurden von 2014 bis heute € 11 Mio. investiert.
Der Klimawandel wird die Küstenerosion noch verschärfen. Studien und Berichte des Zwischenstaatlichen Ausschusses für Klimaänderungen (IPCC) weisen darauf hin, dass der Anstieg des durchschnittlichen Meeresspiegels auch dann anhalten wird, wenn die Treibhausgasemissionen gebremst werden. Nach Angaben des IPCC könnte der Meeresspiegel bis zum Jahr 2100 um 43 bis 79 cm ansteigen und die Küstenbevölkerung in Gefahr bringen. „Deshalb sollte von Fall zu Fall eine Kosten-Nutzen-Analyse durchgeführt werden, um festzustellen, ob sich die Kosten der Sandaufschüttungen über Dutzende von Jahren hinweg rechtfertigen, oder ob es von Vorteil wäre, die Küsten-Populationen ins Landesinnere umzusiedeln“, räumt Baptista ein.