Portugals einst reiche Vielfalt an Steppenvögel verschwindet mit „schwindelerregender Geschwindigkeit“ aus den Alentejo-Ebenen, warnt die Umweltschutzorganisation ZERO. Die Population der Wiesenweiher sei um 85 % zurückgegangen, die der Zwerg- und Großtrappen um mindestens 50 %. Schuld daran sei die intensive Landwirtschaft und eine schlechte Agrarpolitik.
Im Februar reichte ZERO in Brüssel eine Beschwerde gegen das Naturschutzinstitut ICNF ein. Die Umweltschützer behaupten, dass das ICNF seine Aufgaben nicht erfüllt und gegen die EU-Vogelschutzrichtlinie verstoßen hat, indem es „die Augen vor einer schlechten Verwaltung der für die Landwirtschaft bestimmten EU-Fonds geschlossen hat“.
Vögel wie die Groß- und Zwergtrappe und Wiesenweiher gedeihen unter den Bedingungen der „traditionellen Landwirtschaft“. Doch im letzten Jahrzehnt hätten in vielen der 13 Vogelschutzgebieten des Alentejo „Situationen illegaler landwirtschaftlicher Intensivierung in Verbindung mit Bewässerung zugenommen, die die Nutzung des Bodens verändert haben, ohne dass das ICNF Maßnahmen ergriff, um die Wiederherstellung der früheren Situation zu gewährleisten“, so ZERO. Satellitenbilder zeigen, dass mehr als 50 % der Flächen, die eigentlich der traditionellen Landwirtschaft vorbehalten sein sollten, heute von Intensivkulturen eingenommen werden und dass 35.000 Hektar innerhalb der Lebensräume der Steppenvögel für die Bewässerungslandwirtschaft verloren gegangen sind.
Das ICNF gab zu, dass die Situation „äußerst besorgniserregend“ sei und will in Zusammenarbeit mit Spanien eine Zählung dieser Vogelarten durchführen, „um ihr Verhalten besser zu verstehen und dementsprechende Maßnahmen zu ihrer Erhaltung zu entwickeln“. ZERO aber fordert eine Änderung der Agrarpolitik. Zum Beispiel brauchen die gefährdeten Vögel Lebensräume, in denen saisonal angebaut wird und die auf Getreide basieren. Daher sei ein „Umdenken bei der Unterstützung der Landwirte“ erforderlich. Für diese müssten „Anreize geschaffen werden, damit sie nicht von traditioneller auf intensive Landwirtschaft umsteigen“ oder „Subventionen für den Erhalt einer möglichst vielseitigen Kulturform“. Nur so könnten die Lebensräume erhalten und die Vögel geschützt werden.