Der Soziologe und Immigrations-Experte Rui Pena Pires lässt mit seiner Forderung aufhorchen. Portugal brauche ganz dringend Einwanderer, um das Problem des Arbeitskräftemangels zu lösen. Er sieht ein demografisches Problem, mit dem Portugal und ganz Europa in einigen Sektoren aufgrund mangelnder Fachkräfte konfrontiert sind. Das könne nur durch Zuwanderung gelöst werden. „Das ist heute aber eine komplizierte Angelegenheit, angesichts der nationalistischen Bewegungen, die in ganz Europa immer stärker und lauter werden. Wenn sie jedoch nicht mehr Einwanderer haben, begehen Portugal und Europa Selbstmord“, sagte der Soziologe. Jetzt ist vor allem die Politik gefordert. „Es ist notwendig, die Voraussetzungen zu schaffen.“ Um Einwanderer anzuziehen, muss das Land nach Ansicht des Soziologen Hindernisse für die Einreise von Ausländern abbauen. Rui Pena Pires geht noch weiter und fordert eine aktive Rekrutierungspolitik von Fachkräften im Ausland. Als positive Beispiele nennt er zwei Länder – Kanada und Australien. „Deren Einwanderung hat eine Rate von 30 % – und die Länder sind stabil, wohlhabend und friedlich.“
Mit seiner Forderung ist der Soziologie-Professor nicht alleine. Auch Vítor Antunes, Geschäftsführer von der Leiharbeitsfirma Manpower, sieht Bedarf. „Portugal benötigt Arbeitskräfte und Talente“, sagt er. „Das Problem werden wir nicht lösen können, indem wir portugiesische Auswanderer zurückholen, wir brauchen auch Immigranten.“ Er sieht vor allem großen Bedarf an Elektrikern, Schweißern, Mechanikern und Technikern. Personelle Knappheit gebe es auch an Fahrern, Ingenieuren, Informatikern, Mitarbeiter für Kundenbetreuungs-bereiche, Anwälten und Forschern, Projektmanagern und sogar an Verwaltungsmitarbeitern.
Laut der Manpower-Studie „Talent Shortage Survey“ gaben 46 % der portugiesischen Firmen an, Probleme bei der Rekrutierung neuer Arbeitskräfte zu haben. Ein deutlicher Anstieg im Vergleich zu 2016, damals waren es noch 35 %.
Der Unternehmer António Mota (Mota-Engil) sieht in vielen Sektoren Bedarf. „Es fehlt unter anderem an Arbeitskräften für den Bau“, sagt er. „Natürlich haben Arbeitskräfte aus dem portugiesisch- und spanischsprachigen Raum Vorteile, weil sie sich gut verständigen können“, sagte Pena Pires. Doch Portugal müsse auch in anderen Ländern nach Arbeitskräften Ausschau halten.