Seit 2018 gehört Portugal zu den Top 5 der europäischen Länder mit dem meisten beschlagnahmten Kokain. So sehr man diese Position der Arbeit der Polizei zuschreiben möchte, ist die Wahrheit, dass sie mit der brutalen Steigerung der Produktion dieses Produkts einhergeht, die sich in Lateinamerika, insbesondere in Kolumbien, mehr als verdoppelt hat.
Laut provisorischer Daten der Kriminalpolizei PJ wurden im vergangenen Jahr 16,3 t Kokain in Portugal beschlagnahmt. Auf dem Schwarzmarkt hat die sichergestellte Droge einen Wert von etwa € 600 Mio., was dem Betrag der Kreditlinie entspricht, die Portugals Regierung den Unternehmen zur Bewältigung der Krise im Energiesektor zur Verfügung gestellt hat. Das ist ein Rekord für dieses Jahrzehnt (2006 waren es 36,4 t und 2005 18 t), aber längst nicht so viel wie im Hafen von Antwerpen in Belgien, wo 2022 109,9 t sichergestellt werden konnten. In ganz Europa, vor allem aber in Belgien und den Niederlanden, nimmt der Drogenhandel, insbesondere mit Kokain, zu. Das Ausmaß der Gewalt im Zusammenhang mit dem organisierten Kokainhandel ist so weit eskaliert, dass ein Oberkommando der belgischen Polizei befürchtet, dass das Land zu einem „Drogenstaat“ werden könnte.
Den portugiesischen Behörden ist bekannt, dass die gefährlichste brasilianische kriminelle Organisation, das Primeiro Comando da Capital (PCC), in Portugal tätig ist. Die brasilianischen Behörden sind der Ansicht, dass die PCC den Kokainhandel in Europa von Portugal aus zu kontrollieren beginnt und organisierte mexikanische Gruppen das gleiche von Spanien aus machen wollen. Sie warnen vor einem Krieg zwischen beiden Organisationen auf der Iberischen Halbinsel. Die PJ ist zuversichtlich, dank der Koordinierung zwischen allen beteiligten Stellen auf nationaler und internationaler Ebene, gut vorbereitet zu sein. Dass im Rahmen der derzeit laufenden Überarbeitung des Kriminalgesetzes der Drogenhandel den Status eines „vorrangigen Ermittlungsdelikts“ erhalten soll, sei ein weiterer Grund, zuversichtlich zu sein.
Das Haupteinfallstor für Kokain nach Europa sind die Häfen. Aus den offiziellen Daten über die Sicherstellungen in Portugal geht hervor, dass der überwiegende Teil des Kokains auf dem Seeweg eingetroffen ist (14,3 der 16,3 beschlagnahmten Tonnen, davon 8 t in Setúbal), wobei Sines von Europol in die Liste der zehn sekundären EU-Häfen aufgenommen wurde, ebenso wie Vigo (Spanien), Livorno (Italien) oder Vlissingen (Niederlande), in denen die Kontrollmaßnahmen leichter zu umgehen sind“.