Pünktlich zu seinem 106. Geburtstag kam am 11.12.2014 Manoel de Oliveiras letzter Film in die Kinos. Im Kurzfilm „O Velho do Restelo“ (der Alte aus Restelo) lässt de Oliveira portugiesische Literaturikonen verschiedener Jahrhunderte wie Luís de Camões, Teixeira de Pascoaes, Camilo Castelo Branco oder den Spanier Miguel Cervantes wiederauferstehen. Bei einem Treffen mit der Romanfigur Don Quijote wird über Portugals Geschichte, der aktuellen Wirtschaftskrise und über Gott und die Welt sinniert. „Eine Reflexion über die Menschheit“, wie der älteste noch aktive Regisseur sagte.
Die Karriere des einstigen Sportlers, Autorennfahrers und Portweinwinzers begann 1930 mit einem Stummfilm über den Fluss Douro. Seit 1990 produziert er einen Film pro Jahr. Er drehte mit Stars wie Catherine Deneuve, Marcello Mastroianni oder John Malkovich, der Oliveira erst vor kurzem als „Naturgewalt“ bezeichnete. Für sein Lebenswerk erhielt er 2004 in Venedig den „Goldenen Löwen“ und 2007 den Ehrenpreis der Europäischen Filmakademie. Insgesamt wurde Oliveira mit über 50 Auszeichnungen überhäuft, 2009 bekam er auch die Berlinale-Kamera. Viele Kenner stellen ihn auf eine Stufe mit Filmgrößen wie Luis Buñuel, Jean-Luc Godard oder Federico Fellini. Wim Wenders, der Oliveira in seinem Film „Lisbon Story“ (1994) auftreten ließ, bezeichnete den Portugiesen einmal als sein „größtes Vorbild“.