Ein neuer Küstenraumordnungsplan ist in Bearbeitung und die Angst um den Verlust erworbener Rechte führte zu einem Wettlauf unter Projektträgern, um alte Bauprojekte umzusetzen.
Allein für den Küstenabschnitt zwischen Vilamoura und Lagos sind sieben große Projekte geplant, deren Umweltverträglichkeitsstudien derzeit durchgeführt werden.
Die Rede ist von 11.000 Betten, die innerhalb des 2007 im regionalen Raumordnungsplan PROT Algarve festgelegten 500 Meter breiten Sicherheitsstreifen der Küste gebaut werden sollen – was laut derzeit geltenden Regeln nicht gestattet ist. „Wir erleben weiterhin eine Bebauung der letzten naturbelassenen Küstenabschnitte“, bedauert Luís Brás vom Umweltschutzverein Almargem.
Bereits 2007 wurde im PROT Algarve darauf aufmerksam gemacht, dass nur noch 1,3 % des Küstenabschnitts nicht bebaut waren. Dennoch werden die oben genannten Projekte, solange sie eine Baugenehmigung haben, voranschreiten. Ein Beispiel ist eine Tourismusanlage innerhalb der Reserva Ecológica Nacional (REN, Naturschutzgebiet) bei Mata Porcas in Lagos, die 29 Villen vorsieht und deren Baugenehmigung vor fast 50 Jahren erteilt wurde.
Obwohl das Rathaus die Baugenehmigung 1985 als ungültig erklärte, wird die Anlage nun gebaut, da der Bauherr angeblich nicht von der Entscheidung benachrichtigt wurde – zumindest lassen sich im Archiv des Rathauses diese Dokumente nicht finden. Die Bauabteilung des Rathauses wird allerdings seit 38 Jahren von derselben Person geleitet. Eine Bürgerbewegung, die gegen dieses Projekt kämpft, wirft dem Rathaus kriminelle Handlung vor.
Nahe der Ponta da Piedade befinden sich ein Hotel und ein zehnstöckiges Aparthotel im Bau, das Projekt wurde noch vor der Nelkenrevolution 1974 genehmigt; in Vilamoura sollen im Rahmen einer Baugenehmigung aus 1999 bestehende Anlagen und die Marina erweitert und neue Golfplätze gebaut werden.
Andere Bauprojekte wurden zwar nicht genehmigt, könnten aber doch noch umgesetzt werden.
Das Megaprojekt für das Feuchtgebiet der Lagoa dos Salgados ist ein Beispiel.
Im Dezember 2021 kündigte der damalige Umweltminister feierlich an, dass das Gebiet als Naturreservat ausgewiesen werden sollte (s. ESA 01/22). „Die Ausweisung zum Schutzgebiet steht bevor und wenn sie abgeschlossen ist, wird es hier sicher kein einziges touristisches Bett geben“, so der Umweltminister damals. Es kann jedoch anders kommen, denn die Ausweisung zum Schutzgebiet steht noch aus und die Projektträger fordern vor Gericht eine sofortige Genehmigung. Sie berufen sich dabei auf die erworbenen Rechte. Das Oberste Verwaltungsgericht verwies den Fall an den EU-Gerichtshof und die Investoren drohen mit einer Schadensersatzforderung in Höhe von € 100 Mio.
In der Ostalgarve ist inmitten eines Pinienwaldes und nur wenige Schritte von den Dünen entfernt die Anlage Verdelago bei Altura in Entwicklung. Und im Hinterland von Castro Marim haben bei Almada de Ouro die ersten Erdbewegungsarbeiten für ein seit 20 Jahren geplantes Tourismusprojekt begonnen.