Umweltschützer, Landwirte und die regionale Landwirtschaftsbehörde bekämpfen sich weiterhin wegen der Avocado-Plantagen. Zuletzt wegen einer neuen Plantage der Firma Frutineves im Raum Barão de São João. Das Unternehmen hat bereits eine 70 ha große Plantage und bepflanzte weitere 52 ha direkt nebenan. Vorher wäre eine neue Umweltverträglichkeitsstudie (UVS) nötig gewesen, da die Plantage nun die 100 ha überschreitet, doch die Bäume wurden angepflanzt, bevor diese durchgeführt wurde. Der Fall landete im Parlament, wo der Vorsitzende des Umweltamtes APA, Nuno Lacasta, aussagte, der Plantage nicht zugestimmt zu haben, weil diese den öffentlichen Wasserkonsum in der Region gefährdete, auch wenn die Bewässerung anhand zwei privater Bohrlöcher erfolgt. Die Stellungnahme von APA ist jedoch nicht verbindlich und die UVS der regionalen Landwirtschaftsbehörde DRAP steht noch aus.
Die Leiterin des Umweltverbandes Quercus Algarve, Cláudia Sil, kritisiert deshalb: „Die Plantage ist illegal. Jeder weiß es und trotzdem wird nichts unternommen. Korrekt wäre die Renaturalisierung des Grundstückes. Es handelt sich um ein Gebiet, in dem es kein Wasser gibt. Der Damm, der dieses Gebiet versorgt [Bravura], hat kein Wasser. Wir gefährden die Bevölkerung.“ Anabela Santos, die stellvertretende Vorsitzende des Umweltverbandes Almargem,stimmt der Kollegin zu: „Es ist unglaublich. Ein Projekt, dessen UVS noch aussteht, die Bäume aber bereits angepflanzt wurden. Korkeichen wurden gefällt, das kann man nicht rückgängig machen.“
Der Obstbauspezialist Amílcar Duarte kritisiert die Position der Umweltschützer: „Die intensive Landwirtschaft in Lagos beschränkt sich auf diese 128 ha, plus 70 ha, die einem anderen Landwirt gehören. Im Bezirk gibt es nur wenige Weinstöcke, Berge, Korkeichen, Kiefern und Brachland. Zu sagen, dass es in der Gemeinde Lagos eine Intensivierung der Landwirtschaft gibt, ist barbarisch!“, bemerkt Amílcar Duarte. Er macht darauf aufmerksam, dass wenn es sich um Plantagen von zwei unterschiedlichen Landwirten handeln würde, die UVS nicht notwendig wäre. „In anderen Bezirken haben wir Flächen von 300 bis 400 ha, die praktisch zusammenhängend sind aber nicht demselben Landbesitzer gehören. Aus agronomischer Sicht macht es keinen Unterschied, ob die Bäume demselben Landwirt gehören oder nicht“, betont er und erinnert daran, dass die Polemik ihren Ursprung in einer Anwohnerbewegung hatte, „die gegen die Pflanzung von Avocadobäumen war, aber genauso gegen einen Kuhstall oder Zitrusbäume, denn sie wollen in diesem verlassenen Landschaftsgebiet ungestört leben“.
Die Landwirtschaftsbehörde DRAP hatte der Plantage zugestimmt, aber hervorgehoben, dass die unterirdischen Wasserreserven nicht ausreichend seien und daher aufbereitetes Wasser von der Kläranlage für die Bewässerung genutzt werden sollte.
Der Wasserverbrauch der Avocados ist der Hauptstreitpunkt. Pedro Monteiro, DRAP-Vorsitzender, gibt zu, dass die Früchte viel Wasser brauchen, „wie jede andere Pflanze in einem mediterranen Klima auch“. Der Verbrauch sei aber nur leicht höher als der für Zitrusbäume. Bei Avocados seien es zwischen 5.500 und 7.000 m3/ha, bei Orangen zwischen 5.500 und 6.000 m3/ha. „Es ist ein minimaler Unterschied! In der Region gibt es zwei andere bewässerte Kulturen, Mandel- und Walnussbäume, die mehr Wasser verbrauchen als Avocados“, so Monteiro. Von den 136 Mio. m3 Wasser, die die Landwirtschaft in der Algarve verbraucht (etwa 57 % des gesamten Wasserverbrauchs der Region), entfallen 75 % auf Zitrusfrüchte und Avocados. „Aber Letztere machen nur sechs oder sieben Prozent davon aus. Immerhin nehmen Zitrusfrüchte 15.600 ha ein und die Avocados nur 1.850 ha. Laut dem Obstbauspezialist Amílcar Duarte beträgt der Unterschied des Wasserverbrauchs bei Avocados und Zitrusfrüchten lediglich 10 % und könnte durch die Optimierung der Bewässerungsmethoden noch verringert werden.
Die Umweltschützer beharren: Das zugrundeliegende Problem sei der Wassermangel. „Zu sagen, dass das Klima der Algarve gut für Avocados ist, stimmt nicht, weil es kein Wasser gibt“, so die Quercus-Leiterin. Amílcar Duarte hat eine Antwort parat: „Ich weiß nicht, in was für einer Welt diese Leute leben! Jede Pflanze braucht Wasser! Wie sollen Pflanzen ohne Wasser leben?“ Zur Kritik der Umweltschützer bezüglich der intensiven Landwirtschaft äußert sich Amílcar Duarte ebenfalls hart: „Wenn sie es schaffenin der Algarve eine beträchtliche Fläche mit Trockenobstanbau zu pflegen, davon zu leben und Arbeitsplätze zu schaffen, dann schließe ich mich ihnen an.“
Tomás Melo Gouveia besitzt 160 ha mit Avocados zwischen Faro und Vila Real de Santo António. Er glaubt an die Zukunft der Avocado-Produktion in der Algarve – vor allem nachdem die Wasserentnahme aus dem Guadiana im Gespräch ist. „Die Algarve hat die nötigen Bedingungen, um sich auf diesem Markt durchzusetzen. Aber die Umweltschützer versuchen den Landwirten diese Möglichkeit zu nehmen. Der Fokus der Polemik ist völlig falsch. Es geht um den Wasserverbrauch. Aber Bewässerungskulturen verbrauchen Wasser, egal welche. Wichtig ist, dass das vorhandene Wasser effizient genutzt wird“.
Foto von Nuno Santos Loureiro