Im Juni dieses Jahres wurden zwei Gebiete innerhalb der Ria Formosa als Schutzgebiete für Seepferdchen ausgewiesen (ESA berichtete). In diesen zwei „Sanktuarien“ sind laut Gesetz Nr 38/2021 jegliche menschlichen Aktivitäten verboten. Einzige Ausnahme: wissenschaftliche Studien zum Schutz dieser Spezies. Nun hat das Zentrum für Meereswissenschaften CCMAR der Uni Algarve dort 60 gezüchtete Seepferdchen ausgewildert, in der Hoffnung, dass der Bestand dieser sensiblen Meeresbewohner wieder wächst. Im Gebiet wurden künstliche Strukturen geschaffen, die den natürlichen Lebensraum nachbilden, damit die Seepferdchen sich dort ansiedeln können.
Ausgangspunkt der Initiative war der starke Rückgang der in der Ria vorkommenden Arten Hippocampus gutulatus und Hippocampus hippocampus. Eine Studie aus dem Jahr 2001 zeigte, dass die Ria Formosa weltweit die größte Dichte an Seepferdchen aufwies. 2019 war die Population um 90 % zurückgegangen; von etwa zwei Millionen auf nur 100.000. Die Ursachen dafür sind bekannt: der illegale Fang für den Export nach Asien, Nebenfischerei, die Freizeitaktivitäten in den Gewässern der Ria und Umweltverschmutzung.
Neben den beiden Schutzzonen sieht der Plano de Salvaguarda dos Cavalos-Marinhos na Ria Formosa diverse Maßnahmen und Aktionen vor. Darunter Schulungs- und Umwelterziehungsaktivitäten und Sensibilisierungskampagnen sowie die Einrichtung gemeinsamer Überwachungs- und Monitoring-Teams in der Ria Formosa. Zudem ist eine Verordnung in Bearbeitung, die anhand der vorkommenden Naturwerte festlegen wird, wo geankert werden könnte.
Die Auswilderung der Seepferdchen fand im Rahmen des Projektes „Seaghorse“ statt, das neben den Artenschutz der Seepferdchen auch den Erhalt der Seegraswiesen in der Ria Formosa vorsieht und von der Stiftung Belmiro de Azevedo finanziert wird.