Wissenschaftler der Stiftung Francisco Manuel dos Santos gingen im Rahmen der Studie „Portugal Desigual“ der Frage nach, wer in den Krisenjahren in Portugal wie viel verloren hat. Dabei kam heraus, dass zwischen 2009 und 2014 die Einkommen durchschnittlich um 12 % zurückgingen. Monatlich verlor jeder Portugiese rund € 116. Das betraf insbesondere die ärmste Bevölkerungsschicht. Die 10 % Ärmsten Portugals hatten pro Monat um ein Viertel weniger Geld als vor 2009. Die 10 % Reichsten des Landes verloren hingegen nur 13 % ihres Einkommens. Die Krise hat vor allem die Jugendlichen getroffen. Bei den unter 25-Jährigen ging das Einkommen um 29 % zurück. Für Akademiker bedeuteten die Krisenjahre ebenfalls einen herben Verlust. Menschen mit Universitätsabschlüssen nahmen um 20 % weniger ein. Wer nur einen einfachen Schulabschluss hat, verdient jetzt um 13 % weniger. In der Studie wird aber auch deutlich, dass Akademiker zweimal mehr verdienen als Nicht-Akademiker.
Darüber hinaus ermittelten die Forscher, dass 2009 einer von fünf Arbeitern weniger als € 700 verdiente, 2014 war es bereits einer von drei. Vor zwei Jahren lebten 8 % der arbeitenden Bevölkerung unter der Armutsgrenze. Das bedeutet auch, dass innerhalb des Studienzeitraums 116.000 Portugiesen zusätzlich arm geworden sind, die Gesamtzahl stieg auf 2,02 Mio. Im Jahr 2014 lebten zudem 10,7 % der Kinder in Familien, die unter die Armutsgrenze fallen.
Wie „Portugal Desigual“ zeigt, wurde während der Wirtschaftskrise die Kluft zwischen Arm und Reich noch größer. 2009 verdienten die 5 % Ärmsten 15-mal weniger als die 5 % Reichsten, 2014 sogar 19-mal weniger. Doch auch in den anderen EU-Ländern, vor allem in Griechenland und Spanien, zeigt sich ein ähnliches Bild.