Nahe des Bahnhofes von Faro wurde vor Kurzem eine antike Garum-Fabrik ans Tageslicht befördert. Die Bauarbeiten eines neuen Hotels in der Rua Francisco Barreto in der Distrikthauptstadt wurden daher vorläufig gestoppt. Paulo Botelho, der die archäologischen Ausgrabungen vor Ort leitet, äußerte der regionalen Presse gegenüber, dass bereits vier Becken freigelegt wurden, die der Herstellung von Garum, dem Standardgewürz der antiken römischen Küche, dienten. Dabei wurden Fische einschließlich ihrer Eingeweide mit Salzlake vermischt und in offenen Becken der Sonne ausgesetzt. Nachdem das Fischeiweiß durch die Enzyme der Eingeweide abgebaut war, wurde das Gemisch ausgepresst und gefiltert, bis man eine klare, bernsteinfarbene Flüssigkeit erhielt. Neben den Becken wurden auch Überreste von vermutlichen Lagerräumen und Behausungen der Arbeiter entdeckt. Die Fabrik könnte aus dem ersten Jahrhundert stammen und soll bis zum fünften Jahrhundert in Betrieb gewesen sein, so Botelho. Ebenfalls zu den Fundstücken zählen Keramikbehälter und Münzen.
Entlang der Agarve-Küste gibt es einige ehemalige Garum-Fabriken. Innerhalb einer Stadt sind solche Fundstätten jedoch seltener. Dennoch dürften ihre Größe und der Erhaltungszustand nicht ausreichen, um den Baustopp des Hotels zu rechtfertigen, so Frederico Regala, Archäologe der regionalen Kulturbehörde, welche die Ausgrabungsarbeiten begleitet. Der Bau des Hotels müsse aber auch nicht unbedingt die Zerstörung der Fundstätte bedeuten. Das Projekt des Hotels, das eine Tiefgarage vorsieht, könnte geändert werden, um zumindest einen Teil der Garum-Fabrik zu erhalten.
Foto: Bruno Filipe Pires