Acht Umweltschutzorganisationen haben eine Beschwerde bei der EU-Kommission eingereicht, mit dem Ziel das Töten der Madeira-Taube zu stoppen. Seit 12 Jahren wird diese endemische Taubenart abgeschossen und somit gegen EU-Gesetzgebung verstoßen.
In der Beschwerde betonen die Umweltorganisationen, dass dieser jährliche Abschuss aufgrund seines Ausmaßes im Vergleich zur geschätzten Artenpopulation und weil er bereits seit 12 Jahren stattfindet, nicht „außerordentlich“ zur Bestandskorrektur dient, wie es die Regionalverwaltung von Madeira behauptet. Der Abschuss stelle einen Verstoß gegen die EU-Vogelschutzrichtlinie dar, die die Madeira-Taube als geschützte Art klassifiziert.
Die Madeira-Taube, alias Trocaz-Taube, ist die einzige einheimische Taubenart auf der Insel und spielt eine entscheidende ökologische Rolle für das Gleichgewicht des Laurissilva-Waldes, indem sie die Samen vieler Baum- und Straucharten verbreitet und zur Wiederherstellung dieses Lebensraums nach Bränden beiträgt. Aufgrund ihrer begrenzten Verbreitung und geringen Population (geschätzte 11.000 Individuen) ist die Madeira-Taube auf europäischer Ebene geschützt und im Anhang I der EU-Vogelschutzrichtlinie sowie im Anhang III des Berner Übereinkommens aufgeführt. Der portugiesische Staat und die autonome Region Madeira sind daher rechtlich dazu verpflichtet, diese Art zu schützen.
Doch seit 2012 hat die autonome Region Madeira jedes Jahr einen „außerordentlichen“ Abschuss von Madeira-Tauben als Maßnahme zur Reduzierung angeblicher Landwirtschaftsschäden durchführen lassen. In der jetzt bei der EU-Kommission eingereichten Beschwerde betonen die Umweltschutzorganisationen, dass „dieser Abschuss einer geschützten Art ohne Einhaltung aller gesetzlichen Voraussetzungen und Verpflichtungen erfolgt“. Es sei nie eine Quantifizierung und Bewertung der verursachten Schäden durchgeführt und keine wissenschaftlich-technische Information eingeholt worden, die die Entscheidung für den Abschuss unterstützen würde, insbesondere hinsichtlich der angeblichen Unwirksamkeit alternativer Maßnahmen, wie die Verwendung von Schutznetzen für Kulturen. Es sei auch keine genaue Information über den Bestand der Art eingeholt worden. Kürzlich habe sich die Situation verschärft: 2021, 2022 und 2023 genehmigte die Regionalregierung von Madeira den Abschuss der Trocaz-Tauben durch Jäger, ohne angemessene Bedingungen und Begrenzungen festzulegen.