Die Renaturalisierung der Ria Formosa bleibt umstritten. Nun sind sich nicht einmal mehr die Naturschutzorganisationen über die Abrisse einig und ein Vorschlag der Koalition aus PSD und CDS ließ erneut Verschwörungstheorien aufleben.
Im März wurden Vorschläge der Oppositionsparteien PS, BE und PCP zum sofortigen Stopp der Abrisse auf den Inseln der Ria von der Parlaments-Mehrheit abgelehnt. PSD und CDS legten jedoch am selben Tag ein anderes Dokument vor, in dem sie der Regierung empfehlen, dass Erstwohnsitze von den Abrissen verschont bleiben und die finanzielle Situation der Familien berücksichtigt werden sollten sowie spezifische Situationen, wie die der Fischergemeinde von Culatra. Zudem sollten die Entsorgung von Abwässern in der Ria strenger kontrolliert und Ausbaggerungen durchgeführt werden, um die Schiffbarkeit der Lagunen der Ria zu verbessern. Im selben Dokument steht zudem, dass die Regierung sich mit dem Naturpark der Ria Formosa um die Europäische Charta für nachhaltigen Tourismus in Schutzgebieten bewerben sollte. Diese ist ein praktisches Management-Werkzeug, das zu einer ausgeglichenen wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Entwicklung von Schutzgebieten beitragen soll und vorbildlich arbeitende Schutzgebiete auszeichnet, die Mindeststandards für nachhaltige Tourismusentwicklung und -Management einhalten. Genau diese Empfehlung führte zu Aufruhr. Die Opposition sieht darin die Bestätigung der Befürchtungen, dass die Abrisse der Häuser nicht der Renaturalisierung der Inseln und dem Naturschutz dienen sollen, sondern eher den touristischen Plänen einer kleinen Elite.
Die Diskussion im Parlament führte auch dazu, dass die Umweltschutzorganisation Quercus erneut auf die Notwendigkeit der Abrisse und der Befestigung der Dünen aufmerksam machte, da diese „die einzige Möglichkeit darstellen, dieses einzigartige Ökosystem zu schützen“. Die vorgelagerten Inseln seien zudem die einzige Schutzbarriere des Festlandes der Algarve gegen einen durch den Klimawandel bedingt steigenden Meeresspiegel und sich häufende Naturkatastrophen.
Almargem plädierte zum selben Zeitpunkt jedoch für den Abriss-Stopp, bis eine korrekte Entsorgung des Bauschutts gesichert sei. Nach den Arbeiten würde eine Menge Bauschutt, darunter Stücke von Faserzement-Platten, die Asbest beinhalten, im Sand liegen bleiben. Die Umweltschützer geben auch ihre Verwunderung über die für den Abriss gewählten Häuser kund. „Aus einer umweltfreundlichen Perspektive macht es überhaupt keinen Sinn, auf der Insel von Faro kleine Häuser abzureißen und dafür andere mit zwei oder drei Etagen stehen zu lassen“, so Almargem. Häuser von Hangares, eine zur Lagune der Ria gewandte Gemeinde auf Culatra, abzureißen und dafür Gebäude der Gemeinde Farol, die direkt dem Meer ausgesetzt ist, stehen zu lassen, wäre ein Beweis für die unfaire Art, in der der gesamte Prozess von den Behörden geleitet wird.
Foto (Sic): Während die Vorschläge der Oppositionsparteien zum sofortigen Stopp der Abrisse auf den Inseln der Ria von der Parlaments-Mehrheit abgelehnt wurden, protestierten Inselbewohner vor dem Parlament. Dabei trugen sie schwarze T-Shirts auf denen zu lesen war „Je suis ilhéu“ (Ich bin ein Inselbewohner)