Als vor Kurzem Österreich die Impfpflicht einführte, sagte Staatschef Marcelo Rebelo de Sousa, dass es in Portugal keinen Sinn machen würde die Impfpflicht zu diskutieren, da die große Mehrheit der Bevölkerung bereits geimpft sei. Doch laut einer Studie von Euroconsumers, dem Dachverband der europäischen Verbraucherschutzorganisationen, stimmen in Portugal zwei von drei Befragten der Einführung einer Covid-19-Impfpflicht für Erwachsene zu.
Für 79 % der Befragten sollten Angehörige der Gesundheitsberufe, Apotheker und Altenpflegehelfer verpflichtet werden, sich impfen zu lassen. Bei Angestellten von Schulen und Universitäten sowie bei Beschäftigten des öffentlichen Dienstes, die in direktem Kontakt mit der Öffentlichkeit stehen, liegt die Zustimmung zur Impfpflicht bei 73 % bzw. 72 %. Allerdings sprachen sich nur 52 % für eine Impfpflicht für Minderjährige zwischen 12 und 17 Jahren aus (EU-Durchschnitt 48 %) und 42 % (EU 38 %) für unter 12-Jährige. Von den Familien mit Kindern unter 12 Jahren geben viele an, unsicher zu sein, aber die Mehrheit (56 %) befürwortet die Impfung der Kinder. Nur 13 % lehnen sie ab.
Der Studie zufolge haben geimpfte und nicht geimpfte Befragte unterschiedliche Sorgen bezüglich der Covid-Impfung. Sechs von zehn der geimpften Befragten sind vor allem wegen des Mangels an Impfstoffen und Tests in Entwicklungsländern besorgt. Für die Hälfte der nicht geimpften Befragten ist die Impfung von Kindern unter 12 Jahren der Faktor, der sie am meisten stört; für 42 % sind es die Booster-Impfungen.
Auf die Frage „Warum haben Sie sich noch nicht impfen lassen bzw. warum wollen Sie es nicht tun?“ antworteten 41 % der nicht geimpften Befragten, dass sie nicht an die Wirksamkeit des Impfstoffs glauben; 38 % haben kein Vertrauen in das Herstellungs- und Zulassungsverfahren. Auf die Frage, ob Personen, die kein Covid-Zertifikat besitzen, der Zutritt zu öffentlichen Räumen und Veranstaltungen verwehrt werden sollte, antworteten 46 %, dass sie mit solchen Einschränkungen einverstanden sind. Allerdings sind nur 21 % der Ansicht, dass das Zertifikat Ungeimpfte ungerechtfertigt diskriminiert. Mehr als die Hälfte der Befragten ist der Meinung, dass das Zertifikat Unentschlossene dazu ermutigt, sich impfen zu lassen (59 %) und dass es eine wirksame Maßnahme ist, um die Freizügigkeit innerhalb der Europäischen Union zu ermöglichen (55 %). Die Hälfte gibt außerdem an, dass sie sich sicherer fühlen, wenn in öffentlichen Räumen das Vorlegen des Zertifikats vorgeschrieben ist.
87 % der Befragten dieser Studie verfügt über ein Zertifikat. 45 % gaben an, dass sie zumindest einmal, beim Betreten eines Raumes oder Events, bei dem das Dokument erforderlich war, nicht danach gefragt wurden. 17 % wurden auch bei Grenzüberschreitungen innerhalb der EU nicht danach gefragt. 45 % sind der Meinung, dass das Zertifikat eine wirksame Maßnahme ist, um die Ausbreitung der Krankheit zu verhindern.
Obwohl die Befragten offenbar gut über das Coronavirus informiert sind, glauben 44 %, dass es genauso tödlich ist wie eine gewöhnliche Grippe. Jeder Dritte glaubt, dass „das Coronavirus von der chinesischen Regierung eingeführt wurde, um die westliche Wirtschaft zu zerstören“, und jeder Vierte, dass „es in einem Labor geschaffen wurde, um die Gewinne der Pharmaindustrie zu erhöhen“.
Diese Studie wurde in den ersten Novemberwochen von Verbraucherschutzorganisationen in Portugal, Spanien, Italien und Belgien durchgeführt. Es gingen insgesamt 4.155 gültige Antworten ein, davon 976 aus Portugal.